Sonntag, 30. Juli 2017

The Nice – Keith Emerson With The Nice




The Nice – Keith Emerson With The Nice


Besetzung:

Keith Emerson – keyboards
Lee Jackson – bass & vocals
Brian Davison – drums & percussion


Label: Mercury Records


Erscheinungsdatum: 1972


Stil: Progressive Rock, Rock-Klassik


Trackliste:

Seite 1:

1. Fantasia - 1st Bridge (6:08)
2. 2nd Bridge (3:59)
3. Chorale - 3rd Bridge (3:30)
4. High Level Fugue - 4th Bridge (1:02)
5. Finale - 5th Bridge (3:34)

Seite 2:

1. Intermezzo “Karelia Suite” (9:00)
2. “Pathetique” Symphony No. 6 3rd Movement (9:27)
3. Country Pie / Brandenberg Concerto No. 6 (5:40)
4. One Of Those People (3:08)

Seite 3:

1. Hang On To A Dream (12:43)
2. My Back Pages (9:12)

Seite 4:

1. 3rd Movement, Pathetique Symphony (7:05)
2. America (10:27)

Gesamtspieldauer: 84:55




Das Kompilationsalbum „Keith Emerson With The Nice” ist ein Doppelalbum und setzt sich aus den beiden The Nice-Platten „Five Bridges“ und „Elegy“ zusammen. Das Album erschien in dieser Zusammenstellung im Jahr 1972 auf dem Label Mercury Records in Nordamerika beziehungsweise Polygram in Europa.

Noch vor seiner Zeit bei Emerson, Lake & Palmer versuchte Keith Emerson eine Symbiose zwischen Klassik und Rock herzustellen. Das Ergebnis hört man auf der Scheibe „Five Bridges“, im Falle von „Keith Emerson With The Nice” entspricht das der ersten und zweiten Plattenseite. Komponiert wurde die „Five Bridges Suite“ von Keith Emerson, eingespielt wurde das Stück live vor Publikum im Oktober des Jahres 1969. In dem Stück hört man mal das Orchester alleine spielen und dann wieder die Band in Verbindung mit dem Orchester. Auf der zweiten Seite gibt es dann Klassikstücke, die von Keith Emerson neu arrangiert und für den Rock geöffnet wurden. Ausschnitte aus Sibelius‘ „Karelia Suite“ und Tschaikowskys „6. Sinfonie“ sind da zu hören. Schließlich wird auch noch Bob Dylans „Country Pie“ mit dem dritten Satz aus Johan Sebastian Bachs sechstem Brandenburger Konzert verwoben. Klassikfreunden dürften sich dabei die Haare zu Bergen stellen und sie werden sich höchstwahrscheinlich angewidert abwenden. Gelungen ist allerdings der Versuch des Keith Emerson trotzdem. Und zwar in Form der „Five Bridges Suite“, die aus der Feder des Engländers stammt. Sein kraftvolles Orgelspiel in Verbindung zu klassisch angehauchter Orchestermusik hat einfach etwas. Allerdings wirklich klassische Musik derart zu bearbeiten, damit habe selbst ich einige Probleme. Für was hier Bach und Tschaikowsky herhalten müssen klingt nicht immer überzeugend. Umgekehrt hört es sich genauso schlecht an, wenn ein ursprüngliches Rockstück dann unbedingt mit großem Orchester aufgeführt werden muss. Jedoch im Falle von Neukompositionen können diese Stücke durchaus einen gewissen Charme besitzen.

Die zweite Platte des Doppelalbums besteht aus dem Album „Elegy“. Dieses erschien im Jahr 1971, also bereits ein Jahr nachdem sich The Nice aufgelöst hatten. Darauf zu hören sind vier Stücke, die im Dezember 1969 im Fillmore East in New York aufgenommen worden waren. Es sind allesamt keine Eigenkompositionen. „Hang On To A Dream“ stammt ursprünglich von Tim Hardin, „My Back Pages” von Bob Dylan. „3rd Movement, Pathetique Symphony“ wurde einer Tschaikowsky Sinfonie entnommen und das Lied „America“ wurde von Leonard Bernstein für das Musical „West Side Story“ komponiert. Höhepunkt hier ist die Nummer „Hang On To A Dream“, die exzessiv von den drei Musimkern bearbeitet, in die Einzelteile zerlegt wird, um dann wieder neu erschaffen zu werden. Das macht durchaus Laune und weiß zu begeistern, wenn man denn mit leichten Jazz-Anleihen etwas anzufangen versteht. Auch „My Back Pages” kann hier mit dieser Interpretation punkten. Das sieht bei der zweiten beziehungsweise vierten Plattenseite allerdings schon ein wenig anders aus. Wieder diese Fusion eines Klassikstücks mit der Rock-Musik. Das muss man wahrlich mögen. Dann auch noch Musical Musik – auch wenn „America“ sicher ein „besseres“ Musical-Stück ist. Trotzdem ist auch diese Version sehr stark gewöhnungsbedürftig.

Fazit: Der eigene Auftrag des Keith Emerson schien gewesen zu sein, Klassik und Rock zu fusionieren. Meiner Meinung schaffte er das immer besser, wenn er die „klassische“ Musik dabei gleich mitkomponierte, anstatt auf bereits lange bestehende Stücke zurückzugreifen. Aber auch sonst hat dieses Kompilationsalbum, in dem einfach zwei The Nice Platten zusammengeführt wurden, einiges interessantes für Hörerinnen und Hörer zu bieten, wenn man den Progressive Rock in seiner ursprünglichen Art und Weise mag. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Seite 1, Hang On To A Dream