Freitag, 16. September 2016

Nicholas Lens – Flamma Flamma




Nicholas Lens – Flamma Flamma


Besetzung:

Gesang der einzelnen Rollen:

Claron McFadden – Luna-Serena
Na Verne Williams – Maramnan
Gary Boyce – Ismaïl
Zeger Vandersteene – Stoycé
Henk Lauwers – Lucifer
Marcello Rosca – Flammarius
The Fireflies, Lecka, Pecka & Flecka – Nadka Karadjova, Anastassia Kostova, Kera Damianova


Flemisch Radio Choir – The Anonymous Mass
Makiko Goto – Koto
Gondwana Orchestra – Chamber Orchestra


Label: BMG


Erscheinungsdatum: 1994


Stil: Zeitgenössische Klassik


Trackliste:

1. Hic Iacet I (5:42)
2. Hic Iacet II (9:08)
3. Sumus Vicinae (4:59)
4. Tegite Specula (6:06)
5. Complorate Filiae (4:14)
6. Vale Frater (4:13)
7. Amice Mi (4:41)
8. Corpus Inimici (5:26)
9. Deliciae Meae (4:54)
10. Flamma Flamma (3:19)
11. Ave Ignis (4:44)
12. In Corpore (4:59)
13. Agnus Purus (5:57)
14. Ardeat Ignis (7:17)

Gesamtspieldauer: 1:15:47




Ich höre zwar gerne klassische Musik, wenn auch deutlich weniger als populäre Musik. So habe ich mir auch immer wieder entsprechende Platten und CD’s zugelegt, sehr subjektiv und trotzdem hatte ich die Besprechung von klassischer Musik auf diesen Seiten für mich absolut ausgeschlossen. Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und Edvard Griegs „Peer Gynt“ sind klasse und etwas Anderes soll nicht so gut sein? Oder noch besser, die Aufnahme hier ist toll, diese andere da geht schon mal gar nicht, weil da der Dirigent oder das Orchester versagt haben? Nein, so etwas maße ich mir nicht an, so etwas könnte ich unmöglich beurteilen.

Trotzdem möchte ich hier nun ein Stück moderne Klassik vorstellen, sogar eine Oper, obwohl ich mit Opern allgemein nur ganz wenig anzufangen weiß und mich dabei maximal einzelne Arien ab und zu ansprechen. Kunstbanause, ich weiß. Aber hier ist es anders, ganz anders. Hier es geht um den ersten Teil der Trilogie „The Accacha Chronicles“ des Belgiers und zeitgenössischen Komponisten Nicholas Lens. Dieser erste Teil der Trilogie, „Flamma Flamma“, der ursprünglich im Jahr 1994 von Sony Classical veröffentlicht wurde, ist ein Stück Musik, welches beim Hören sehr viel Eindruck hinterlässt.

„Flamma Flamma“ ist ein Erlebnis. „Flamma Flamma“ ist mystisch und packend, ist abwechslungsreich und aufregend. „Flamma Flamma“ ist eingängig und muss doch erarbeitet werden. „Flamma Flamma“ ist etwas ganz Besonderes. Eine Oper, welche man einmal gehört so schnell nicht mehr vergessen wird. Da ist dieser unfassbar intensive Chorgesang, neben zahlreichen, sehr ergreifenden Soloauftritten. Da ist diese Kammerorchestrierung, die um die japanische Koto erweitert wurde. Die Instrumentierung ist dabei, auch von ihrer Art her, nur in wenigen Fällen mit der einer klassischen Oper zu vergleichen. Diese Instrumentierung wirkt hier irgendwie filigraner, feiner.

Man kann eintauchen in diese Musik, bei der es Stücke gibt, die sofort zu wirken verstehen. Bei anderen wiederum benötigt man eine gewisse Zeit, um diesen ganzen Kosmos durchsteigen zu können. Auf „Flamma Flamma“ ist ein Märchen zu hören, in dem Flammarius, der Feuergott, sich mit seinem Gefolge auf die Erde begibt und dort einiges an Unheil anrichtet. Wenn man der lateinischen Sprache nicht mächtig ist – und ich befürchte an dieser Stelle, dass hier das große Latinum, erworben vor wenigen Jahren, auch nicht mehr ausreicht – versteht man nicht viel bis gar nichts von der Story. Ist nicht weiter schlimm, denn es geht sehr viel mehr um die Stimmung, die Atmosphäre, die hier durch die verschiedenen Charaktere auf das Allerbeste transportiert wird. Die Geschichte zu dieser Musik entsteht dabei ganz wie von selbst bei der Hörerin, bei dem Hörer. Und diese wird bei jedem eine ganz andere sein. So hört man die Kraftvollen, die Leidenden, die Mahnenden, die Verzweifelten, die Anklagenden und die Erwartungsvollen. Oder interpretiere ich das alles nur hinein? Nun egal, denn dieses „Flamma Flamma“ verzaubert einen mit sehr intensiver Musik und Gesängen, wie sie es in dieser Art und Weise nur selten zu hören gibt. Die dabei entstehende Welt ist eine rein geistige, die es nur je einmal im Kopf von Hörerin und Hörer gibt, sodass jeder etwas völlig anderes damit assoziieren wird.

Fazit: „Flamma Flamma“ von Nicholas Lens ist besondere Musik. Es ist Musik die packt und inspiriert. Was jede beziehungsweise jeder Einzelne darin sehen und finden wird, hält sicher den ganzen Fächer der Emotionen parat. Kalt lassen wir einen diese Musik allerdings bestimmt nicht. Die Gesänge erinnern in manchen Bereichen an klassische Opern, in anderen Bereichen an experimentelle Musik, in wieder anderen Bereichen an eine Märchenstunde. Die Musik selbst ist angelegt zwischen Klassik und moderner Musik, alles perfekt verwoben. Lohnt sich sehr. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Sumus Vicinae, Tegite Specula, Deliciae Meae, Agnus Purus