Sonntag, 31. Januar 2016

Steven Wilson – 4½




Steven Wilson – 4½


Besetzung:

Steven Wilson – guitars, lead vocals, autoharp, mellotron, piano, percussion, virtual instruments


Gastmusiker:

Adam Holzman – wurlitzer, hammond organ, minimoog, rhodes, piano
Dave Kilminster – guitar
Nick Beggs – bass, chapman stick, backing vocals
Guthrie Govan – guitar (track 3)
Craig Blundell – drums (tracks 1, 5, and 6)
Marco Minnemann – drums (track 3)
Chad Wackerman – drums (track 4)
Theo Travis – reeds (tracks 4 and 6)
Ninet Tayeb – vocals (track 6)


Label: Kscope


Erscheinungsdatum: 2016


Stil: Progressive Rock, Rock


Trackliste:

1. My Book Of Regrets (9:35)
2. Year Of The Plague (4:19)
3. Happiness III (4:32)
4. Sunday Rain Sets In (3:54)
5. Vermillioncore (5:13)
6. Don't Hate Me (9:34)

Gesamtspieldauer: 36:51




Ups, da bringt Steven Wilson Anfang des Jahres sein neues Studioalbum raus und man fragt sich, wie er das alles „auf die Reihe bekommt.“ So viele Projekte und dann zusätzlich noch das Re-Mastering alter Klassiker verschiedener Bands und dann schon wieder eine neue Veröffentlichung? Wieso hat der Tag eines Steven Wilson eigentlich mehr als 24 Stunden und meiner nicht? Nun, die Antwort ist bereits im Titel des Albums eingepflegt. „4½“ bedeutet in diesem Fall, dass es sich wohl doch nicht so ganz um die fünfte Solo-Platte des Porcupine Tree Sängers und Gitarristen handelt. Auf „4½“ gibt es Musik zu hören, die schon, zumindest in den Ursprüngen, etwas länger existiert. Nur hatte es diese Musik bisher in jener Form weder auf ein Porcupine Tree noch auf ein Steven Wilson Solo-Album geschafft. Man kann hier zwar nicht von „Resteverwertung“ sprechen, denn dazu ist das hier zu hörende Material einfach zu gut und auch noch erweitert und überarbeitet worden, jedoch beinhaltet „4½“ Musik, die eben ursprünglich nicht extra für diese Scheibe geschrieben wurde und die mancher Hörerin, manchem Hörer vielleicht an den ein oder anderen Stellen sogar bereits bekannt vorkommt.

Nun, dies wird sicherlich beim letzten Lied „Don’t Hate Me“ der Fall sein, welches Porcupine Tree Freunde bereits von der Platte „Stupid Dream“ aus dem Jahr 1999 her kennen dürften. Die Nummer ist in dieser Version auf „4½“ allerdings ein wenig „aufgehübscht“ worden. So hört man hier neben Steven Wilson selbst, Ninet Tayeb beim Gesang, die bereits auf dem letzten Steven Wilson Album „Hand.Cannot.Erase“ zu hören war. Dazu gesellt sich Theo Travis am Saxophon mit einem wahrlich beeindruckenden Solo, welches Erinnerungen an Pink Floyds „The Dark Side Of The Moon“ aufkommen lässt. Auch sonst taucht immer wieder mal eine Akkordfolge auf „4½“ auf, die einem bereits in einem Pocupine Tree oder aber einem Solo-Werk des Steven Wilson begegnet war. Allerdings handelt es sich hier nun wirklich nur um kurze Fragmente, nicht mehr so wie bei „Don’t Hate Me“ um ein vollständiges Lied.

Ansonsten hört man auf „4½“ manchmal sphärische Musik, manchmal sehr überzeugenden Progressive Rock, wie er eben im 21. Jahrhundert klingt. Da gibt es die langsamen und getragenen Parts genau wie die treibenden Abschnitte. Und wieder hat es Steven Wilson dabei geschafft, viele neue Melodien zu kreieren die sich ziemlich schnell bei Hörerin und Hörer festzusetzen verstehen. Das macht schon jede Menge Laune auf mehr, welche allerdings bei einem Album, das in der heutigen Zeit deutlich unter vierzig Minuten Laufzeit aufweist, nicht befriedigt wird. Dies ist ganz klar ein Nachteil dieser Scheibe, die sonst musikalisch durchaus zu überzeugen versteht. Und wenn man sich dann noch bewusst macht, dass dies hier eine Platte ist, angefüllt mit ursprünglichen Schnipseln und Ideen, die zum Teil aus Liveauftritten stammen oder bereits über zwölf Jahre alt sind, dann wundert man sich noch ein wenig mehr, wie viel Kreativität in diesem Musiker zu stecken scheint.

Fazit: Nun, „4½“ kann durchaus als das fünfte Solo-Album des Steven Wilson angesehen werden, auch wenn die Ideen auf dieser Platte schon deutlich vor dem Veröffentlichungstermin entstanden sind und zum größten Teil dann Mitte des Jahres 2015 erst fertiggestellt wurden. Das Album ist etwas kurz geraten, sicherlich ein kleiner Nachteil, allerdings entschädigt die Musik dafür, die Steven Wilson Fans den Tag versüßen dürfte. Zehn Punkte.

Anspieltipps: My Book Of Regrets, Year Of The Plague, Don't Hate Me