Mittwoch, 27. Januar 2016

Emerson, Lake & Palmer – Works Volume 1




Emerson, Lake & Palmer – Works Volume 1


Besetzung:

Keith Emerson – keyboards, piano
Greg Lake – vocals, bass, guitar
Carl Palmer – drums, percussion


Gastmusiker:

Orchestra de L'Opera de Paris – orchestra
Godfrey Salmon – conductor
London Philharmonic Orchestra – orchestra
John Mayer – conductor
Joe Walsh – guitar, scat vocals


Label: Palm Beach International Recordings Ltd.


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

Platte 1, Seite 1 (Keith Emerson):

1. Piano Concerto No. 1 (18:27)
     I. First Movement: Allegro Giojoso
     II. Second Movement: Andante Molto Cantabile
     III. Third Movement: Toccata Con Fuoco


Platte 1, Seite 2 (Greg Lake):

1. Lend Your Love To Me Tonight (4:01)
2. C'est La Vie (4:16)
3. Hallowed Be Thy Name (4:35)
4. Nobody Loves You Like I Do (3:56)
5. Closer To Believing (5:33)


Platte 2, Seite 1 (Carl Palmer):

1. The Enemy God Dances With The Black Spirits (3:20)
2. L.A. Nights (5:42)
3. New Orleans (2:45)
4. Two Part Invention In D Minor (1:54)
5. Food For Your Soul (3:57)
6. Tank (5:08)

Platte 2, Seite 2 (Emerson, Lake & Palmer):

1. Fanfare For The Common Man (9:40)
2. Pirates (13:18)

Gesamtspieldauer Platte / CD 1 (40:48) und Platte /CD 2 (45:35): 1:26:23




Die Idee, die hinter der Doppel-LP beziehungsweise Doppel-CD „Works“ steckt ist die, dass jeder der drei Musiker von Emerson, Lake und Palmer eine eigene Seite bekommen sollte, die er unabhängig von den jeweils anderen beiden Musikern füllen konnte. Die zweite Seite auf Platte 2 war dagegen als Gemeinschaftsprojekt vorgesehen und sollte den krönenden Abschluss dieses fünften (oder sechsten, je nachdem wie man „Pictures At An Exhibition“ bewertet) Studioalbums der Band darstellen.

Das alles verbindende Element auf „Works“, welches erst im Nachhinein „Works, Volume 1“ genannt wurde, ist das Orchester, welchem sowohl in den Solo-Projekten, wie in den beiden Band-Titeln der letzten Plattenseite, eine besondere Rolle zukommt. Nicht weiter verwunderlich ist dies bei Keith Emersons „Piano Concerto No. 1“. Hier versucht der Pianist ganz klar seinen Vorbildern in der Klassik nachzueifern. Dieses über achtzehnminütige Werk klingt dabei auch durchaus interessant und spannend, hat allerdings mit Rockmusik natürlich überhaupt nichts mehr zu tun. Das ist kein Progressive Rock, das ist moderne klassische Musik, die sich allerdings ganz deutlich an die alten Meister anlehnt. Wer also klassischer Musik etwas abgewinnen kann, die oder der wird auch von Keith Emersons „Piano Concerto No. 1“ nicht enttäuscht werden, obwohl man hier natürlich keinen zweiten Peter Tschaikowski oder Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow hört.

Es folgt die Seite des Greg Lake, der sich beim Komponieren Unterstützung von Peter Sinfield holte. Wie nicht anders zu erwarten ist diese Seite des Albums angefüllt mit sehr weichen, manchmal auch überaus kitschigen Pop Songs. Zum Teil sind diese sogar sehr eingängig, wie das wirklich melodiöse „C'est La Vie“, welches allerdings auch auf dem schmalen Grat zwischen süßlich und harmonisch mal in diese, mal in jene Richtung taumelt. Trotzdem kann man diesen Titel noch gut anhören, was man von solch einer Nummer wie „Nobody Loves You Like I Do“ beileibe nicht mehr behaupten kann. Allein der Lied-Titel sagt hier schon einiges über die Qualität des Stücks aus. Furchtbar.

Die Seite des Carl Palmer gestaltet sich dann als jene, die dem progressiven Rock am meisten huldigt. Palmer bedient sich zwar bei zwei Titeln auch den Werken zweier Komponisten, nämlich Sergei Prokofiev und Johann Sebastian Bach, adaptiert und arrangiert deren Musik allerdings neu. Schließlich gibt es noch vier weitere, treibende Kompositionen zu hören, von denen drei aus eigener Feder stammen, eine in Zusammenarbeit mit Keith Emerson entstand. Das sind dann wahrlich Progressive Rock-Musik Stücke, nicht sehr eingängig, dafür ausgestattet mit jeder Menge krummer Takte und schräger Töne – gerade so, wie es für die ganze Band Emerson, Lake & Palmer häufig so typisch ist.

Bleibt noch die Seite 2 der Platte 2. Hierauf befinden sich nun die Band-Kompositionen an denen alle drei Musiker beteiligt waren. Bei dem knapp zehnminütigen „Fanfare For The Common Man“ handelt es sich um die Adaption des gleichnamigen Aaron Copeland Stücks. Treibend, mit zahlreichen, recht synthetisch klingenden Fanfarensounds ausgestattet, an denen sich Keith Emerson so richtig ausleben kann. Bliebe noch „Pirates“, für mich neben Emersons „Piano Concerto No. 1“ das beste Stück der Platte. Wieder wird dem Orchester eine sehr große Rolle zugedacht. Das Lied klingt mitunter bombastisch, dann wieder nach klassischer Musik und schließlich auch nach Rock Musik. Die verschiedenen Abschnitte gehen gut durchdacht und sehr fließend ineinander über, was die Nummer sehr abwechslungsreich werden lässt. Die harmonischen Abschnitte gibt es dabei in den orchestralen Teilen zu erlauschen, während die Rock-Abschnitte treibend sind und längst nicht mehr so melodisch klingen.

Fazit: Alle drei Musiker konnten sich auf „Works, Volume 1“ bestens präsentieren. Für das Jahr 1977, in dem progressive Rock-Musik dem Untergang geweiht war, da den meisten Bands nichts mehr einfiel und der allgemeine Musikgeschmack sich mehr in Richtung einfacherer Songs orientierte, welchen die aufkommende Punk-Welle auch bestens bedienen konnte, war diese Platte durchaus eine gewagte Scheibe. Es ist sicherlich nicht die beste Platte von Emerson, Lake & Palmer. Zum Teil wurde sie sogar von den Kritikern zerrissen. So schlecht finde ich das Ganze allerdings auch nicht und ich kenne dabei kein anderes Album, auf welchem ein größeres musikalisches Spektrum abgebildet wurde, als auf „Works“ von Emerson, Lake & Palmer. Die Platte klingt immer wieder überzeugend, manchmal bleibt dort allerdings auch nur ein Kopfschütteln zurück. Aber interessant, das bleibt die Scheibe meistens. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Piano Concerto No. 1, C'est La Vie, Pirates