Freitag, 12. Juni 2015

Portishead – Dummy




Portishead – Dummy


Besetzung:

Beth Gibbons – vocals
Geoff Barrow – drums, rhodes piano, string arrangements, programming
Adrian Utley – guitar, bass guitar, theremin, hammond organ, string arrangements


Gastmusiker:

Gary Baldwin – hammond organ
Clive Deamer – drums
Andy Hague – trumpet
Dave McDonald - nose flute
Richard Newell – drum programming
Neil Solman – rhodes piano, hammond organ
Strings Unlimited – strings
Johnnie Ray – sample of "I'll Never Fall In Love Again" on "Biscuit"
Isaac Hayes – sample of "Ike's Rap II" on "Glory Box"
Lalo Schifrin – sample of "The Danube Incident" on "Sour Times"
Smokey Brooks – sample of "Spin It Jig" on "Sour Times"
Weather Report – sample of "Elegant People" on "Strangers"
War – samples of "Magic Mountain" on "Wandering Star"


Label: Go! Beat


Erscheinungsdatum: 1994


Stil: Trip Hop


Trackliste:

1. Mysterons (5:07)
2. Sour Times (4:14)
3. Strangers (3:58)
4. It Could Be Sweet (4:19)
5. Wandering Star (4:56)
6. It's A Fire (3:47)
7. Numb (3:58)
8. Roads (5:09)
9. Pedestal (3:41)
10. Biscuit (5:04)
11. Glory Box (5:08)

Gesamtspieldauer: 49:24




Ich bin eher ein Rocker als ein Popper. Und ganz ehrlich, Trip Hop interessiert mich auch nicht so besonders, kenne ich auch nur von Archive, von deren ersten Platten. Und naja, überzeugt hat mich das auch nicht unbedingt so ganz. Aber trotzdem war das der Grund für mich, diese CD zu kaufen. Archive sind später genial, da möchte man ja dann auch nichts von Portishead verpassen, zumal deren Debut-Album mit dem Titel „Dummy“, aus dem Jahr 1994, so unglaublich viele gute Bewertungen erhalten hat – sowohl von Musikkritikern wie bei den Konsumenten der Scheibe.

Nun, ich muss zugegeben, beim ersten Mal, bei meiner ersten Begegnung mit Beth Gibbons und ihren Mitmusikern Geoff Barrow sowie Adrian Utley, da wurde ich mit der Scheibe keineswegs sonderlich warm. Zwar war es auch keine Musik, die mich fluchtartig aus den entsprechenden Räumen trieb, jedoch fanden sich für mich dort auch keine Lieder, die bewirkt hätten, dass ich das Album etwas öfters auflegen würde. Die Musik ist sehr weich in meinen Ohren, der Perkussion wird dabei immer eine sehr große Bedeutung zugestanden. Alles wiegt sich, vibriert, allerdings nur hauchfein, zart, fast schon zurückhaltend. Beth Gibbons spielt dabei mit Atmosphären, klingt an jeder Stelle der Platte sehr überzeugend und authentisch.

Irgendwann war es wieder so weit, die Platte bekam eine neuerliche Chance. Und als ob in der Zeit, seit dem letzten Hören, was Jahre zurück lag, irgendetwas im Musikzentrum meines Gehirns passiert wäre, aber die Lieder waren plötzlich andere geworden. Auf einmal gefiel mir diese Scheibe deutlich besser. Zugegebenermaßen haut mich nicht alles ganz von den Stühlen, aber gerade der Anfang der Platte ist überaus gelungen und die Musik geht ins Ohr und verbleibt dort auch. Immer wenn Portishead es schaffen, ihre Rhythmik auch mit tollen Melodien zu verbinden, dann packt mich das durchaus, dann ist meine Zeit zum Träumen angesagt. Diese Gabe geht den drei Musikern allerdings ein wenig in der Mitte des Albums verloren. Da scheint es dann manchmal nur noch um die zu transportierende Atmosphäre zu gehen, die allerdings einfach manchmal zu dünn wird.

Doch dann kommt es, das Ende des Albums, vielmehr das letzte Lied der Scheibe: „Glory Box“. Meine Nerven, wann jemals klang eine Frau sinnlicher oder lasziver, als bei dieser Nummer? Wirklich jede Ecke ihrer Seele scheint Beth Gibbons in diese Nummer zu legen und man betet förmlich, dass derjenige, der hier angesprochen wird, sich doch bitte erbarmt und ihr diesen einen Wunsch auch erfüllt:

Give me a reason to love you
Give me a reason to be a woman
I just wanna be a woman

Und auch hier war es so, gepackt hat mich diese Nummer erst, nach dem vierten oder fünften Male des Hörens. Dann aber voll. Grandios.

Fazit: Trip Hop ist noch immer noch nicht so ganz meins. Wenn er allerdings so klingt, wie bei „Glory Box“, doch, dann ist diese Musik auch meine Musik. „Dummy“ von Portishead ist eine völlig unaufgeregte Scheibe, die mit den Gefühlen der Hörer zu spielen scheint. Nicht immer schafft es die Musik dabei auch absolut zu überzeugen, denn wenn nur noch Atmosphäre entstehen soll der Atmosphäre wegen, dann läuft etwas falsch. Aber dann kommt noch „Glory Box“. Echt krass. Elf Punkte.

Anspieltipps: Sour Times, Roads, Glory Box