Samstag, 28. Februar 2015

Jean Michel Jarre – Equinoxe




Jean Michel Jarre – Equinoxe


Besetzung: 

Jean-Michel Jarre – arp 2600 synthesizer, ems synthi aks, vcs 3 synthesizer, yamaha cs-60, oberheim tvs-1a, rmi harmonic synthesizer, rmi keyboard computer, elka 707, korg polyphonic ensemble 2000, eminent 310u, mellotron, arp sequencer, oberheim digital sequencer, geiss matrisequencer 250, geiss rythmicomputer, ems vocoder


Label: Sony Music


Erscheinungsdatum: 1978 / 2014


Stil: Elektronische Instrumentalmusik


Trackliste:

1. Equinoxe, Part 1 (2:23)
2. Equinoxe, Part 2 (5:02)
3. Equinoxe, Part 3 (4:59)
4. Equinoxe, Part 4 (7:05)
5. Equinoxe, Part 5 (3:52)
6. Equinoxe, Part 6 (2:46)
7. Equinoxe, Part 7 (7:48)
8. Equinoxe, Part 8 (5:09)

Gesamtspieldauer: 39:07




Nun, diese Besprechung kann ich getrost sehr kurz halten, denn was für „Oxygene“ galt, das gilt auch zu hundert Prozent für „Equinoxe“. Jean Michel Jarre kreierte auf seinem dritten Studioalbum erneut einmal mehr unglaublich eingängige und melodiöse elektronische Musik, in die man einfach eintauchen möchte und durchaus auch kann. Anders, als zum Beispiel bei Klaus Schulze, klingen die einzelnen Titel nun deutlich weniger nach Weltraum oder an Fahrten in irgendwelche „andere“ Dimensionen. Allerdings ist das auch keine Esoterik-Musik, die uns der Franzose hier darbietet. Vielmehr stellen die einzelnen Titel abgeschlossene Instrumentalstücke dar, die mal mehr, mal weniger Songstruktur aufweisen. Dies bedeutet, dass die einzelnen Nummer zwar durchaus ineinander übergehen, jedoch auch isoliert voneinander gehört werden könnten.

Klar macht dies keinen wirklichen Sinn, denn genau wie bei „Oyxgene“ zählt das Gesamtwerk, welches den Eindruck hinterlässt. „Equinoxe“, was im Französischen für die Tag- und Nachtgleichheit steht und somit wohl den Frühlings- wie Herbstanfang musikalisch nachzeichnen möchte, weist wieder jede Menge wunderschöner Melodien und Harmonien auf, die man sich als Untermalung diverser filmischer Szenen vorstellen könnte. Allerdings muss es sich dabei immer um sehr entspannte Ausschnitte handeln, denn sehr viel relaxter als auf „Equinoxe“ kann Musik kaum klingen.

Fazit: Und hier jetzt die Genießeranleitung: Das Wohnzimmer auf angenehme 21 °C temperieren. Handy und Telefon ausschalten beziehungsweise in weit entfernten Räumen lagern. Lieblingskissen auf dem Sofa drapieren, Musikanlage einschalten, „Equinoxe“ einlegen. Freudig die bereitliegenden Kopfhörer aufsetzen, es sich so bequem wie nur irgendwie möglich machen, die Augen schließen und die innerliche Reise beginnen. Wirkt wie ein ganzer Urlaubstag, diese knapp vierzig Minuten Beschallung und lohnt sich sehr. Elf Punkte.

Anspieltipps: Hier gilt dasselbe wie bei „Oxygene“: Muss man durchhören.



Freitag, 27. Februar 2015

New Orleans Brass Bands – Through The Streets Of The City






New Orleans Brass Bands – Through The Streets Of The City

Der Klang einer Stadt ist manchmal nur schwer zu beschreiben. Und manchmal ist es doch so einfach. Zu San Francisco gehört “If you’re going to San Francisco” und schon sieht man vor sich die Bilder der Golden Gate Bridge. Oakland war lange Jazz Stadt, doch wird heute vor allem als Hip Hop City an der Westküste gesehen. Los Angeles kann man gut mit den Soundtracks der Traumfabrik Hollywood beschreiben, na klar ist da auch Hip Hop und natürlich die 80er “Hair Bands”. Seattle ist Grunge. Und New York ist alles, Jazz, Rock, Punk, Elektro, Rap.

Und nun liegt “New Orleans Brass Bands” vor mir. Eine  absolut passende musikalische Umschreibung dieser einmaligen Stadt. Die Leichtigkeit der Musik wurde hier beeindruckend festgehalten. Gleich mehrere Bands spielen auf und laden den Hörer richtiggehend zu einem  Rundgang ein. Es sind die alten Herren der “Liberty Brass Band” und der “Treme Brass Band” und dazu noch die Nachwuchskapelle der “Hot 8 Brass Band”. Sie alle sprechen die selbe Sprache.

Der Sound der Brass Bands steht für ein Zusammensein. Feiern, Gemeinschaft, Trauerveranstaltungen. Die Musik drückt all das und noch viel mehr aus. Es ist eine emotionale Sprache, die man liebt oder mit  der man so gar nichts anfangen kann. Für mich hat sich der Sound von New Orleans auch erst spät mit der Fernsehserie “Treme” eröffnet. Zuvor war die Stadt nur eine Stadt von vielen. Mardis Gras und Partymeile, ja, ich wollte mal hin, doch irgendwie hat es nie geklappt. Dann kam Hurricane Katrina und danach die Hitfernsehserie auf HBO und ich wußte, ich wollte New Orleans unbedingt erleben. Bislang hat es leider nicht geklappt, doch diese CD ist ein Grund mehr, endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen.
Veröffentlicht ist “New Orleans Brass Bands” auf Smithsonian Folkways Recordings.


Donnerstag, 26. Februar 2015

Udo Lindenberg – Daumen Im Wind



Udo Lindenberg – Daumen Im Wind


Besetzung:

Udo Lindenberg – Gesang, Schlagzeug, Klavier & sonstige Tastaturen Sounds, Perkussion
Carl G. Stephan – Bass
Robert Hook – Akustikgitarren, Mandoline
Thomas Kretschmer – E. & Soundgitarre


Gastmusiker:

Michael Naura – E-Piano
Peter Herbolzheimer – Posaune
Rale Oberpichler – Gesang
Helmut Franke – Akustikgitarre
Jo Kirsten – Akkordeon
Jonny Müller – Chromonika
Rainer Rubink – Banjo


Label: Teldec Schallplatten


Erscheinungsdatum: 1972


Stil: Deutsch Rock, Pop


Trackliste:

1. Daumen im Wind (6:10)
2. Good Life City (2:51)
3. Meer der Träume (5:04)
4. Biochemon (5:12)
5. Hoch im Norden (3:51)
6. In den dunklen tiefen Gängen der Vergangenheit (5:19)
7. Die Kinder deiner Kinder (3:58)
8. Alkoholmädchen (5:48)

Gesamtspieldauer: 38:13





Nein, so hörte man Udo Lindenberg nie wieder, wie auf seinem ersten Album, welches er in Deutsch einsang. Im Übrigen ist „Daumen im Wind“ seine zweite Scheibe überhaupt und wurde 1972 veröffentlicht. Wenn man die Platte auflegt, kann man kaum glauben, dass es sich dabei überhaupt um Udo Lindenberg handelt, denn auch die Stimme klingt hier noch so ganz anders. Dies zumindest beim Opener und dem Titelsong „Daumen im Wind“, welcher auch einen sehr starken Einschlag in Richtung Folk aufweist.


Das relativiert sich bereits deutlich mit der nächsten Nummer, „Good Life City“. Hier sind bereits die Ansätze zu hören, die Udo Lindenberg in Zukunft so unverwechselbar werden lassen. Diese etwas schnoddrige Sprache, die es so in Deutschland Anfang der 70er Jahre auf Deutsch noch nie zu hören gab. Dies trifft ebenfalls auf die Inhalte zu, die schon diesen typischen „lindenbergschen“ Humor aufweisen. Dazu eine schöne Melodie, erneut etwas folkig angehaucht, jedoch im Refrain durchaus rockig. Ein richtig guter Titel, der einiges aus der Karriere des Gronauers vorwegnimmt.

Ganz anders wird es dann mit „Meer der Träume“. Das ist eine sehr sphärische Nummer, wie sie so von Udo Lindenberg nie wieder zu hören sein wird. Sehr entspannt und relaxt, das Ganze. „Biochemon“ klingt dann eher spacig, ebenfalls sehr ungewohnte Töne von Udo Lindenberg. Und dann kommt es, das einzige, wohl doch bekannte Lied auf „Daumen im Wind“: „Hoch im Norden“. Diese Nummer wurde damals sehr viel im Radio gespielt und war der erste Achtungserfolg des Udo Lindenberg. Die LP „Daumen im Wind“ verkaufte sich dagegen nur sehr zäh. „Hoch im Norden“ ist ein klasse Lied geworden, humorvoll, rockig und sehr tiefgründig. Dazu noch versehen mit einer Melodie, die sich wahrlich schnell ins Musikzentrum des Hörers einbrennt. Richtig gut gemacht und eines meiner Lieblingslieder von Udo Lindenberg.

Dann folgt wieder ein Lied, wie man es so, in dieser Art, wohl eher nicht von Udo Lindenberg erwartet. Spacig bis psychedelisch hört man nun das etwas entrückte „In den dunklen tiefen Gängen der Vergangenheit“, welches wieder sehr sanft und melodiös aus den Boxen quillt. Etwas rockiger, aber keineswegs weniger melodisch, folgt anschließend „Die Kinder deiner Kinder“. Aber auch hier gibt es im mittleren Teil durchaus psychedelische Ansätze, die dem damaligen Zeitgeist geschuldet waren und überaus hörenswert sind, da sie wahrlich etwas Besonders, gerade im Falle des Udo Lindenberg, darstellen. Zudem wurde das Stück wieder mit einem etwas nachdenklich machenden Text ausgestattet, der sich ebenfalls lohnt verfolgt zu werden. Zum Abschluss folgt dann mit „Alkoholmädchen“ eine Nummer, die so auch auf einem der späteren Scheiben des Udo Lindenbergs hätte auftauchen können. Das Thema Alkohol spielte ja auch im Leben des Künstlers eine durchaus nicht zu unterschätzende Rolle, womit diese Redundanz durchaus verständlich wird. Klasse hier auch der fette Orgelsound, der natürlich auch wieder perfekt in die damalige Zeit passt.

Fazit: „Daumen im Wind“ ist ein weitestgehend unbekanntes Album von Udo Lindenberg, allerdings ein sehr überzeugendes. Wunderschöne Melodien, tolle Texte, geniale Einfälle. Wer den Udo Lindenberg von „Alles klar auf der Andrea Doria“ oder „Votan Wahnwitz“ mag, der wird sicherlich auch von dieser Scheibe hier begeistert sein. Dazu kommt, dass man Udo Lindenberg mal so ganz anders hört. Beim ersten Titel wäre ich persönlich zum Beispiel nie darauf gekommen, dass es sich hierbei um Udo Lindenberg handelt, da dessen Stimme doch noch so ganz anders klingt. Das macht die Platte wiederum deutlich spannender, da es nicht nur die Stimme, sondern auch der Sound ist, der zwar ungewohnt, doch sehr überzeugend ist. Lohnt sich sehr. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Hoch im Norden, In den dunklen tiefen Gängen der Vergangenheit, Die Kinder deiner Kinder und jedes andere Lied



Mittwoch, 25. Februar 2015

Porcupine Tree – Fear Of A Blank Planet




Porcupine Tree – Fear Of A Blank Planet


Besetzung:

Steven Wilson – vocals, guitars, piano, keyboards
Richard Barbieri – keyboards, synthesizers
Colin Edwin – bass guitars
Gavin Harrison – drums


Gastmusiker:

Alex Lifeson – guitar solo on "Anesthetize"
Robert Fripp – soundscapes on "Way Out Of Here"
John Wesley – backing vocals
London Session Orchestra – orchestra


Label: Roadrunner Records


Erscheinungsdatum: 2007


Stil: Progressive Rock, Progressive Metal, Independent, Alternative


Trackliste:

1. Fear Of A Blank Planet (7:28)
2. My Ashes (5:07)
3. Anesthetize (17:42)
4. Sentimental (5:27)
5. Way Out Of Here (7:37)
6. Sleep Together (7:28)

Gesamtspieldauer: 50:51




In dieser Phase ihrer Karriere konnten Porcupine Tree im Grunde genommen machen was sie wollen, jedes Album der 2000er Jahre wurde sehr überzeugend. Nicht anders sieht das bei „Fear Of A Blank Planet“ aus, dem neunten Album der Briten, rund um Steven Wilson. Wieder einmal ist das sehr beeindruckend, was die Band hier den Hörern zu bieten hat. Ausgetüftelte Kompositionen, die ihre Heimat im Progressive Rock des neuen Jahrtausends haben und manchmal Anleihen des Progressive Metal mit beinhalten.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei „Fear Of A Blank Planet“ um eine überaus harte oder gar zu harte Scheibe handelt. Nein, auch hier macht es wieder die Mischung aus härteren und sanfteren Titeln, wobei härtere und softere Abschnitte durchaus auch Teile ein und desselben Liedes sein können. Stellvertretend dafür steht perfekt die Nummer „Way Out Of Here“, die ruhige, sphärische Abschnitte und Metal perfekt miteinander verbindet.

Los geht es allerdings relativ eindeutig rockig. Der Opener und gleichzeitig das Titellied „Fear Of A Blank Planet“, ist eine treibende Nummer, die vom ersten bis zum letzten Takt durchzündet. Zwar ist das noch nicht durchgängig richtiger Metal, gerockt wird aber wahrlich auch nicht sanft. Besonders erwähnenswert ist hier zudem, dass trotz der Härte niemals die Melodiösität verloren geht sowie, dass es Richard Barbieri einmal mehr vermag, wunderschöne und volle Klangteppiche auszubreiten, die das Herz des Musikfreundes höher schlagen lassen. Und etwa ab der Mitte wird es dann auch richtig hart, allerdings schön hart und sehr gelungen.

Es folgt mit „My Ashes“ das genaue Gegenteil. Ganz ruhig und entspannt scheint dieser Titel balladenmäßig aus den Boxen zu schweben. Melodiösität und Harmonie pur und in Vollendung und eine schöne Abwechslung. Es folgt mit „Anesthetize” das längste Lied des Albums, eine aufregende Reise durch verschiedene Stimmungen, Rhythmen und Tempi. So etwas nennt man wohl allgemein spannende Musik. Verschiedene musikalische Atmosphären entstehen, verweben sich und gehen ineinander über. Nie weiß man als Hörer, was als nächstes passieren wird. Sehr überzeugend. Titel Nummer 4 auf „Fear Of A Blank Planet“ heißt dann „Sentimental“. Ein Lied, welches seinem Namen wahrlich alle Ehre macht. Und genau das ist ein weiterer Punkt, der die Musik von Porcupine Tree so begeisternd werden lässt. Diese Gabe, wunderschöne Melodien zu kreieren und anschließend erneut über alle Maßen loszurocken.

Es folgen mit dem bereits erwähnten „Way Out Of Here“ und „Sleep Together“ zwei Titel, die diese Stil- und Richtungswechsel wieder in sich selbst tragen. Erneut spielt die Band mit härteren und sanfteren Passagen, der Klang ist voll und kraftvoll und geht dabei auch ohne größere Umwege ins Ohr.

Fazit: „Fear Of A Blank Planet“ macht genauso viel Spaß wie die Alben, die Porcupine Tree kurz davor veröffentlichten. Die Musik ist eine Mischung aus Rock, Alternative, Independent, Metal, Art Rock und auch Progressive Rock. Dies alles macht die Scheibe so spannend, die mit tollen Ideen und wunderschönen Melodien aufwarten kann. Musik kann echt begeisternd sein und Porcupine Tree sind eine klasse Band, wie sie mit „Fear Of A Blank Planet“ einmal mehr beweisen. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Fear Of A Blank Planet, Anesthetize, Sentimental



Dienstag, 24. Februar 2015

Eloy – Ocean 2 – The Answer




Eloy – Ocean 2 – The Answer


Besetzung:

Frank Bornemann  vocals, guitar
Michael Gerlach  keyboards, backing vocals
Klaus-Peter Matziol  bass
Bodo Schopf  drums & percussion


Gastmusiker:

Steve Mann  slide guitar on "The Answer"
Susanne Schätzle  backing vocals
Tina Lux  backing vocals
Hannes Folberth  minimoog on "Ro Setau"
Volker Kuinke  recorder (flute) on "Paralysed Civilization", "Waves Of Intuition", "The Answer"
Peter Beckett  choir on "The Answer"
Tom Jackson  choir on "The Answer"
Daniela Wöhler  soprano voices on "The Answer"
Frederike Stübner  soprano voices on "The Answer"
Susanne Moldenhauer  soprano voices on "The Answer"
Prague Philharmonic Choir on "The Answer"


Label: Gun Records


Erscheinungsdatum: 1998


Stil: Progressive Rock, ArtRock


Trackliste:

1. Between Future And Past (2:42)
2. Ro Setau (7:09)
3. Paralysed Civilization (9:28)
4. Serenity (3:11)
5. Awakening Of Consciousness (6:03)
6. Reflections From The Spheres Beyond (12:59)
7. Waves Of Intuition (4:56)
8. The Answer (11:19)

Gesamtspieldauer: 57:51




„Ocean 2 – The Answer” ist das bereits sechzehnte Studioalbum der deutschen Progressive Rock Formation Eloy. Inhaltlich bezieht sich die Scheibe auf das 1977 erschienene Album „Ocean”, welches durchaus mit einen Höhepunkt im Schaffen der Band darstellt. Allerdings wird der geneigte Hörer von einem Aufguss alter Zeiten und Zoten verschont, vielmehr sollte der Sound des Progressive Rock der 70er Jahre in die 90er Jahre überführt werden. Nun, man kann Frank Bornemann nur herzlich zu dem Ergebnis gratulieren, denn „Ocean 2 – The Answer” ist eine wahrlich gelungene Scheibe geworden.

Wahrlich ganz im Stil, wie die überaus gelungenen Scheiben der späteren 70er gehalten, öffnen sich hier vor der Hörerin und dem Hörer erneut musikalische Landschaften, die vor Melodiösität und Harmonie nur so schwelgen. Viele der Titel gehen sofort ins Ohr. Dabei ist die Musik auch durchaus spannend und abwechslungsreich. Kein Titel gleicht dem anderen. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, Wechsel in Rhythmus und Tempo, in der Intensität und Ausrichtung der Musik, die mal rockiger, mal sehr viel entspannter ausgeprägt sein kann. Über allem steht jedoch die Eingängigkeit der Musik, die zum Teil voll und orchestral klingt, plötzlich jedoch wiederum sehr zerbrechlich.

Dies gilt auch für den Gesang, denn wann schon haben Eloy so viele Backgroundsängerinnen und Sänger mit in die Umsetzung ihrer Kompositionen einbezogen? Überraschend in Bezug auf den Gesang ist jedoch der Umstand, dass sich Frank Bornemann anscheinend auch seine eigenen Darbietungen der 70er Jahre zum Vorbild genommen zu haben scheint. Klang sein Englisch auf den Platten der 80er Jahre durchaus deutlich weniger akzentbehaftet, so hört man auf „Ocean 2 – The Answer” seinen deutschen Akzent erneut sehr deutlich heraus. Für Nostalgie ist also auch auf diesem Weg durchaus gesorgt.

Fazit: Nun, wer Eloy der 70er Jahre liebte, der wird auch „Ocean 2 – The Answer” lieben. Ich muss sogar gestehen, dass mir diese Scheibe sogar noch ein wenig besser gefällt, als die „Schwesterplatte“ aus dem Jahr 1977. Hier wirkt alles noch einen Tick eingängiger und auch spannender und abwechslungsreicher, als etwas über zwanzig Jahre zuvor. Damit ist „Ocean 2 – The Answer” zwar nicht das beste Eloy-Album, jedoch gehört es mit zu den besten. Überaus empfehlenswert, wenn man diese melodiöse Ausprägung des Progressive Rock mag und sich nicht zu sehr an der Aussprache des Sängers stößt. Elf Punkte.

Anspieltipps: Reflections From The Spheres Beyond, The Answer (ich hätte hier jedoch auch praktisch jeden anderen der restlichen sechs Titel erwähnen können)



Montag, 23. Februar 2015

The Who – My Generation




The Who – My Generation


Besetzung:

Roger Daltrey – lead vocals, harmonica
John Entwistle – bass guitar, backing vocals
Keith Moon – drums, percussion, backing vocals on "Instant Party Mixture"
Pete Townshend – six and twelve-string acoustic and electric guitars, backing vocals, lead vocals on "A Legal Matter"


Gastmusiker:

Perry Ford – piano on "I Can't Explain"
Nicky Hopkins – piano (except on "I Can't Explain")
The Ivy League – backing vocals on "I Can't Explain" and "Bald Headed Woman"
Jimmy Page – lead guitar on "Bald Headed Woman", rhythm guitar on "I Can't Explain"


Label: MCA Records


Erscheinungsdatum: 1965


Stil: Rock, Pop


Trackliste:


CD1:

1. Out In The Street (2:32)
2. I Don't Mind (2:33)
3. The Good's Gone (4:00)
4. La - La (2:18)
5. Much Too Much (2:45)
6. My Generation (3:21)
7. The Kids Are Alright (3:10)
8. Please, Please, Please (2:46)
9. It's Not True (2:34)
10. I'm A Man (3:23)
11. A Legal Matter (2:54)
12. The Ox (3:57)
13. Circles (3:13)


Bonus Tracks der remasterten Albumfassung von 2002:

14. I Can't Explain (2:04)
15. Bald Headed Woman (2:32)
16. Daddy Rolling Stone (2:55)


CD2 (Alles Bonus Tracks der remasterten Albumfassung von 2002):

1. Leaving Here (2:50)
2. Lubie (Come Back Home) (3:40)
3. Shout And Shimmy (3:20)
4. (Love Is Like A) Heat Wave (2:41)
5. Motoring (2:51)
6. Anytime You Want Me (2:38)
7. Anyway Anyhow Anywhere (2:43)
8. Instant Party Mixture (3:24)
9. I Don't Mind (Full Length Stereo Version) (3:44)
10. The Good's Gone (Full Length Stereo Version) (4:29)
11. My Generation (Instrumental Stereo Version) (3:27)
12. Anytime You Want Me (A Cappella Stereo Version) (2:29)
13. A Legal Matter (Monaural Version With Guitar Overdubs) (2:49)
14. My Generation (Monaural Version With Guitar Overdubs) (3:18)

Gesamstpieldauer CD1 (47:04) & CD2 (44:29): 1:31:33




Nun bei den ersten Gehversuchen von „Kult-Bands“ ist man immer wieder mal überrascht, wie diese ursprünglich klangen. Das war bei den Beatles so, den Rolling Stones und trifft auch auf The Who zu. Der Titel „My Generation“ hatte Platz zwei der britischen Charts erstürmt und so musste schnell eine Langspielplatte hinterhergeschoben werden. Damals machte es den Plattenfirmen auch keine großen Sorgen, wenn noch nicht genug eigenes Material für dieses Vorhaben zur Verfügung stand. Dann wurden eben einfach Titel anderer Bands oder Künstler gecovert. Genau so ging die Plattenfirma auch hier vor und die Who coverten zwei James Brown („I Don't Mind“ & „Please, Please, Please“) sowie einen Bo Diddley („I'm A Man“) Titel. Hier sind die Rhythm & Blues Wurzeln von The Who am ehesten noch herauszuhören.

Für die anderen Titel zeigte sich Pete Townshend verantwortlich, die er alle im Alleingang schrieb. Nur bei „The Ox“ holte er sich Unterstützung beim Songwriting durch Keith Moon, John Entwistle sowie Nicky Hopkins, der auf dem Album am Piano zu hören ist. Nun und was kann man über dieses Album nicht alles an Kritiken lesen. „Eine Explosion“, „rotzfrech“, „Urknall des modernen Rock“ und so weiter und so fort. Hört man die Musik heute, kann man sich ein leichtes Lächeln angesichts solcher Umschreibungen nur schwerlich verkneifen. Klar ist das kein „richtiger“ 60ies Pop, eher 60ies Rock, doch harmlos klingt das heutzutage doch allemal. Es sind meistens auch eher die Texte, die für Aufruhr zu sorgen schienen. So ein Stotterlied wie „My Generation“ mit einem Text: „People try to put us d-down, Just because we get around, Things they do look awful c-c-cold, I hope I die before I get old”, musste Mitte der 60er Jahre natürlich für Aufsehen sorgen.

Das soll jetzt keineswegs bedeuten, dass die Musik auf „My Generation” nicht gelungen wäre, denn das ist sie. Deutlich herauszuhören ist dabei bereits der Einfallsreichtum und die Gabe des Pete Townshend, tolle Melodien zu kreieren. Die schlechtesten Stücke der Platte sind ganz klar die drei Coverversionen. Lieder wie das bereits erwähnte und wohl fast allen bekannte „My Generation“, „The Goods Gone“, „The Kids Are Alright“ oder das zunächst nur auf der britischen Ausgabe der Platte vorhandene „Circles“, wirken auch heute noch – auch wenn man ihnen natürlich die fünfzig Jahre ihres Bestehens sehr deutlich anhört.

Eine lohnende Anschaffung ist im Falle von „My Geration“ auch die Deluxe-Ausgabe der CD, die sich nicht unwesentlich im Preis zu „normalen“ Ausgabe unterscheidet, jedoch jede Menge Zusatzmaterial bereithält. Und auch dieses ursprünglich rare Material der Band lohnt sich, da es sich qualitativ nicht vom Rest der Platte unterscheidet.

Fazit: „My Generation“ lässt sich durchaus heute noch gut hören, auch wenn das natürlich alles Oldies sind und man dies sehr wohl so heraushört. Wer jedoch die Band mag, der muss natürlich auch ihre Anfänge kennen. Nun, Hörerinnen und Hörer, die dagegen mehr auf die Musik der 60er stehen und auch mal etwas von der rockigeren Seite dieser Musik genießen möchte, denen sei diese Scheibe ebenfalls wärmstens empfohlen. Vielleicht sogar auch interessant für Leute, die die Anfänge des Jimmy Page kennenlernen möchten, der bei den Bonustracks zwei Mal an der Gitarre zu hören ist. Neun Punkte.

Anspieltipps: The Goods Gone, My Generation, The Kids Are Alright, Circles



Sonntag, 22. Februar 2015

Camel – Rain Dances




Camel – Rain Dances


Besetzung:

Andrew Latimer – electric guitar, acoustic guitar, 12-string guitar, panpipes, flute, fretless bass, electric piano, piano, minimoog, synthesizer, fuzz guitar, rhythm guitar, bass, glockenspiel, backing vocals, lead vocals
Peter Bardens – organ, piano, electric piano, minimoog, synthesizer, clavinet
Andy Ward – drums, percussion, ocarina, glockenspiel, talking drum
Richard Sinclair – bass, lead vocals
Mel Collins – alto saxophone, tenor saxophone, soprano saxophone, clarinet, bass flute, brass arrangements


Gastmusiker:

Martin Drover – trumpet, flugelhorn
Malcolm Griffiths – trombone
Brian Eno – minimoog, electric piano, piano
Fiona Hibbert – harp


Label: Decca Records


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Progressive Rock, ArtPop, Mainstream, Pop


Trackliste:

1. First Light (4:59)
2. Metrognome (4:20)
3. Tell Me (4:08)
4. Highways Of The Sun (4:30)
5. Unevensong (5:35)
6. One Of These Days I'll Get An Early Night (5:54)
7. Elke (4:29)
8. Skylines (4:28)
9. Rain Dances (3:00)


Bonus Tracks der remasterten Albumfassung:

10. Highways Of The Sun (Single Version) (4:04)
11. First Light (BBC "Sight And Sound" In Concert 1977) (5:01)
12. Metrognome (BBC "Sight And Sound" In Concert 1977) (4:55)
13. Unevensong (BBC "Sight And Sound" In Concert 1977) (5:47)
14. Skylines (BBC "Sight And Sound" In Concert 1977) (5:36)
15. Highways Of The Sun (BBC "Sight And Sound" In Concert 1977) (4:59)
16. One Of These Days I'll Get An Early Night (BBC "Sight And Sound" In Concert 1977) (4:12)

Gesamtspielzeit: 1:16:05




Ihr fünftes Album nannten die Engländer von Camel „Rain Dances“. Die Band stand immer für sehr melodischen Progressive Rock. Dieser Pfad wurde auf „Rain Dances“ jedoch immer wieder mal verlassen, denn hier hört man nun auch durchaus poppige Töne, die oftmals einfach langweilig und belanglos klingen.

Und dabei fängt doch alles so gut an. „First Light“ ist eine Instrumentalnummer und zwar eine richtig gute. Schön eingängig und abwechslungsreich und man freut, sich beim ersten Hören der Scheibe, auf das, was da noch so alles kommen wird. Nun mit „Metrognome” folgt sogleich der erste Dämpfer. Obwohl dies zwar sicherlich auch Progressive Rock darstellt, dieser süßliche Gesang klingt dazu jedoch allzu schmalzig und das Lied gewinnt erst im weiteren Verlauf wieder an Stärke, dann wenn eben nicht mehr gesungen wird. Sehr sphärisch und wieder ein klein wenig zu süßlich folgt dann „Tell Me“. Anschließend bekommt man den Tiefpunkt der Platte auf die Ohren, der auch als Single ausgekoppelt wurde, um einen Charterfolg zu generieren. „Highways Of The Sun” ist eine seichte Pop-Nummer, die man einfach nicht gehört haben muss.

Es folgen weitere Titel, die zwar nicht zum Davonlaufen sind, überzeugend klingt das alles allerdings auch nicht mehr wirklich. Zu hören ist eine Mischung aus Pop und Progressive Rock, in seiner sehr sanften Ausführung. „One Of These Days I'll Get An Early Night” klingt für mich sogar ein wenig jazzig, was sicherlich auf den neuen Bassisten Richard Sinclair zurückzuführen ist. Auch „Skylines“ driftet für mich noch ein klein wenig in diese Richtung. Beides sind übrigens Instrumentalnummern, die sich mir leider jedoch völlig verschließen. Ebenfalls ein Instrumentaltitel ist „Elke“. Dieser ist jetzt allerdings wiederum sowas von leicht und luftig, dass er jede Menge Spaß macht und mit dem Opener „First Light“ zu den Höhepunkten der Platte zählt. Zu diesen darf man auch noch den letzten Titel und gleichzeitig auch das Titellied der ganzen Platte „Rain Dances“ hinzufügen. Wieder instrumental eingespielt, enthält die Nummer eine sehr schöne Melodie, die durchaus auch ein wenig Ohrwurmcharakter aufweist.

Der remasterten Fassung des Albums wurden ganze sieben Titel hinzugefügt. Dabei hat man das „Glück“ die Nummer „Highways Of The Sun“ gleich noch mal in einer Single-Fassung und live hören zu dürfen. Auch die restlichen fünf Lieder sind live eingespielte Stücke, bereits auf dem Album vorhandener Titel. Diese werden auch praktisch 1:1 so gespielt, wie in der Studioversion, was somit keinen besonderen Mehrwert darstellt.

Fazit: Mit Camel habe ich echt so meine Schwierigkeiten. Ab und an gibt es durchaus mal ein Lied oder auch mehrere, die mich überzeugen. Dann ist da allerdings auch wieder jede Menge Stückwerk, 08/15 Kompositionen, poppiger Ausschuss, der einfach nicht begeistern kann. Dieser Art der Musik gibt es, neben für mich nicht zugänglichen Canterbury Jazz, auf „Rain Dances“ eine ganze Menge. „Rain Dances“ stellt sicherlich kein Album dar, welches ich bewusst auflege, da ich mich danach sehne. Sieben Punkte.

Anspieltipps: First Light, Elke, Rain Dances



Samstag, 21. Februar 2015

Jethro Tull – Stormwatch




Jethro Tull – Stormwatch


Besetzung:

Ian Anderson – vocals, flute, acoustic guitar, bass guitar
Martin Barre – electric guitar, mandolin, classical guitar
Barriemore Barlow – drums, percussion
John Evan – piano, organ
David Palmer – synthesizers, portable organ and orchestral arrangements
John Glascock – bass guitar


Gastmusiker:

Francis Wilson – spoken voice on track 8
Dave Pegg – bass guitar on bonus tracks 13 and 14


Label: Chrysalis


Erscheinungsdatum: 1979


Stil: Folk Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. North Sea Oil (3:12)
2. Orion (3:58)
3. Home (2:46)
4. Dark Ages (9:13)
5. Warm Sporran (3:33)
6. Something's On The Move (4:27)
7. Old Ghosts (4:23)
8. Dun Ringill (2:41)
9. Flying Dutchman (7:46)
10. Elegy (3:38)


Bonus Tracks der remasterten Albumversion:

11. A Stitch In Time (3:40)
12. Crossword (3:38)
13. Kelpie (3:37)
14. King Henry's Madrigal (2:59)

Gesamtspieldauer: 59:37




„Stormwatch“ stellt das letzte Album der sogenannten „Folk-Phase“ von Jethro Tull dar, welche noch die Platten „Songs From The Wood“ und „Heavy Horses“ umfasst. 1979 wurde die Scheibe veröffentlicht und stellt gleichzeitig noch einen anderen Abschluss dar, denn das klassische Line-Up der 70er Jahre von Jethro Tull spielte hier letztmals zusammen. John Evan und David Palmer verließen die Band nach der Fertigstellung des Albums. Ian Anderson ersetzte sie einfach. Bassist John Glascock ist auf „Stromwatch” nur noch bei drei Titeln zu hören, nämlich bei „Orion”, „Flying Dutchman” und „Elegy”. John Glascock war aufgrund eines angeborenen Herzfehlers schwer erkrankt und gesundheitlich nicht mehr in der Lage, sich mehr in die Entstehung der Platte einzubringen. Auf den anderen Titeln ist es dann Ian Anderson selbst, der am Bass zu hören ist. Das Album wurde im September 1979 veröffentlicht und John Glascock verstarb im November desselben Jahres aufgrund einer Infektion, welche sein angeschlagenes Herz weiter geschwächt hatte. Der Tod Glascocks begründete schließlich, dass Schlagzeuger Barriemore Barlow eine Depression entwickelte und schließlich ebenfalls die Band verließ.

So viel zu den Veränderungen nach der Veröffentlichung von „Stormwatch“. Die Platte selbst ist dabei überaus hörenswert. Inhaltlich werden Themen wie Natur und Geld von Ian Anderson abgearbeitet. Alles auf „Stromwatch“ wirkt harmonisch und melodiös. Eine Scheibe, die rundherum einfach Spaß macht. Und dieses Mal stimmt sie sogar am ehesten, diese Überschrift „Progressive Folk Rock“. Dabei ist die Platte angefüllt mit Ohrwürmern, die sich so schnell nicht mehr aus dem Ohr des Hörers verabschieden. „North Sea Oil“, „Orion“, „Dark Ages”, „Old Ghosts” sowie „Dun Ringill” sind dabei für mich die Favoriten. Der Charakter des Progressive Rock tritt dabei am deutlichsten bei der Nummer „Dark Ages“ zu Tage und dies nicht nur, wegen einer für progressive Rock Stücke oftmals typische Laufzeit von über neun Minuten. Aus mehreren Teilen ist die Nummer zusammengesetzt, die mal gemächlich dahingleiten, um kurze Zeit später wieder deutlich an Fahrt aufzunehmen. So macht Musik einfach Spaß und ist spannend. Mit „Warm Sporan“ und „Elegy“ sind auch zwei Instrumentalstücke auf der Platte enthalten, die das musikalische Bild des Albums noch zusätzlich abrunden.

Ausfälle gibt es auf „Stormwatch“ ebenfalls keine zu beklagen, alles hat seine Qualität und wirkt. Im Grunde genommen hätte ich auch alle anderen Lieder als meine Favoriten outen können, denn die Unterschiede sind hier wirklich lediglich marginal. Dies gilt ebenfalls für die Zugaben der remasterten Version, die ohne Qualitätsverlust eine sehr schöne Ausweitung der Platte darstellen. Eines muss noch aufgeklärt werden. Es kursiert immer wieder das Gerücht, dass der ursprünglich letzte Titel „Elegy“ John Glascock gewidmet wäre. Dies stimmt nicht, denn der Titel gilt David Palmers Vater. Außerdem ist „Elegy“ eben auch eine jener drei Nummern des Albums, die John Glascock noch mit einspielen konnte.

Fazit: Eindeutig Musik von Jethro Tull. Die einzelnen Lieder sind allesamt sehr melodiös, manche ein wenig rockiger, andere eher nachdenklich gehalten. Allen gemein ist auf jeden Fall, dass diese ins Ohr gehen und dort auch wirken. Wer Jethro Tull Musik mag, müsste auch mit dieser Scheibe sehr gut klarkommen und wem die früheren Alben der Band zu verspielt waren, die oder der sollte sich mal „Stormwatch“ geben. Falsch machen kann man da nichts. Elf Punkte.

Anspieltipps: Dark Ages, Old Ghosts, Dun Ringill



Freitag, 20. Februar 2015

Yes – Open Your Eyes




Yes – Open Your Eyes


Besetzung:

Jon Anderson – vocals
Steve Howe – electric and acoustic guitars, steel guitar, banjo, mandolin, vocals
Billy Sherwood – keyboards, guitar, vocals, bass guitar
Chris Squire – bass guitar, vocals, harmonica
Alan White – drums, percussion, vocals


Gastmusiker:

Igor Khoroshev – additional keyboards on "Fortune Seller", "No Way We Can Lose" and "New State Of Mind"
Steve Porcaro – additional keyboards on "Open Your Eyes"


Label: Eagle Records


Erscheinungsdatum: 1997


Stil: ArtPop, Pop


Trackliste:

CD1:

1. New State Of Mind (6:00)
2. Open Your Eyes (5:13)
3. Universal Garden (6:16)
4. No Way We Can Lose (4:56)
5. Fortune Seller (5:01)
6. Man In The Moon (4:40)
7. Wonderlove (6:07)
8. From The Balcony (2:42)
9. Love Shine (4:38)
10. Somehow ... Someday (4:46)
11. The Solution (23:47)

Gesamtspieldauer: 1:14:11




Nun, wer soll aus dieser Band noch schlau werden? Yes veröffentlichten wenige Tage zuvor das wirklich überzeugende Album „Keys To Ascension 2“, welches aufgrund diverser Streitigkeiten mit der vorherigen Plattenfirma erst zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht werden konnte. Ganze drei Wochen später wurde dann von Eagle Records „Open Your Eyes“, das bereits siebzehnte Studioalbum von Yes, auf den Markt geworfen. Ein fast schon fassungslos machender Absturz breitete sich damit im Ohr des Hörers aus.

Rick Wakeman hatte die Band wieder verlassen und es musste eine Tour her, um wieder an Geld zu kommen. Da jedoch nicht abzusehen war, wann die alte Plattenfirma „Keys To Ascension 2“ veröffentlichen würde, musste neues Material für ein neues Album gefunden werden, um mit diesem endlich eine neue Tour starten zu können. Da traf es sich perfekt, dass noch etwas Material vom „Chris Squire Experiment“, welches später in „Conspiracy“ umgetauft wurde, vorhanden war. Hier hatte Chris Squire zusammen mit dem amerikanischen Musiker Billy Sherwood in den 80ern versucht, sich ein zweites Standbein neben dem von Yes aufzubauen. Billy Sherwood hatte auch bereits auf der Yes Tour „Talk“ im Back Up Gitarre und Keyboards gespielt, bei den „Keys To Ascension“-Aufnahmen produzierte er einige Titel. So setzten sich Sherwood, Anderson, White und Squire schließlich in den USA zusammen und versuchten dieses alte, meist rockig-poppige Mainstream-Material in einen Yes-Sound zu übertragen. Steve Howe, der zu dieser Zeit als einziger noch in England lebte, war an diesem Prozess nicht beteiligt und spielte seine Parts zum Schluss fast wie ein Studiomusiker ein.

Nun, so viel zur Entstehung der Scheibe, die in Fankreisen immer zu den Top drei der Alben von Yes gezählt wird, wenn es darum geht, das schlechteste Yes-Album zu krönen. Meistens gewinnt die Platte diese Wahl sogar. Wundern muss man sich darüber wahrlich nicht, denn was Yes hier abliefern ist zumeist ein überaus belangloses Pop-Gedudel, welches mitunter wahrlich schwer zu ertragen ist. Solch Titel wie „No Way We Can Lose”, „Man In The Moon”, „ Wonderlove” oder „Love Shine” lassen einen erschaudern und erschüttern das Gesamtbild dieser Band bis hin zu ihren Grundfesten. Ist das wirklich dieselbe Band, die Anfang der 70er Jahre solch Platten wie „Close To The Edge“ veröffentlichte? Billiges und langweiliges Pop-Gedudel ist da jetzt zu hören, manches Mal wahrlich nur sehr hart zu ertragen.

Einzige Lichtblicke stellen für mich die nette Ballade „From The Balcony“, nur Anderson und Howe sind hier zu hören, dar. Schöne Melodie, die ausnahmsweise mal ins Ohr geht. Auch noch gelungen ist „Somehow ... Someday“, eine Nummer die an die etwas besseren Songs der 80er erinnert und ebenfalls durch die Melodieführung überzeugen kann. Interessant auch, wie man die Laufzeit eines Albums aufblähen kann. Der letzte Titel, „The Solution“, geht knappe sechseinhalb Minuten lang. Danach hört man über siebzehn Minuten Dschungel-Hintergrundgeräusche, in welche alle paar Minuten mal für fünf Sekunden eine mehrstimmige Gesangspassage eingearbeitet wurde. Sehr seltsam.

Fazit: Auch für mich stellt sich „Open Your Eyes“ als wenig überzeugendes Album dar. Wenn eine andere Band diese Scheibe veröffentlicht hätte, wäre das zugegebenermaßen vielleicht sogar noch mal was anderes. Belanglos wäre es jedoch trotzdem. Es gibt so viel schöne Musik zum Hören, warum soll man sich dann eigentlich den Tag mit „Open Your Eyes“ vermiesen? Ich finde die Antwort einfach nicht. Sechs Punkte.

Anspieltipps: From The Balcony, Somehow ... Someday



Donnerstag, 19. Februar 2015

Spock’s Beard – Snow




Spock’s Beard – Snow


Besetzung:

Neal Morse – lead vocals, piano, synths, acoustic guitar
Alan Morse – electric guitars, vocals, cello
Ryo Okumoto – hammond organ, mellotron, jupiter 8, minimoog, vocoder
Dave Meros – bass, vocals, French horn
Nick D'Virgilio – drums, percussion, vocals, lead vocals on "Carie" and "Looking For Answers"


Gastmusiker:

Chris Carmichael – violin, viola, cello
Jim Hoke – saxophone, clarinet, autoharp
Neil Rosengarden – flugelhorn, trumpet
Molly Pasutti – backing vocals on "Open The Gates Part 2"


Label: InsideOut Music


Erscheinungsdatum: 2002


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1: 

1. Made Alive / Overture (5:32)
2. Stranger In A Strange Land (4:29)
3. Long Time Suffering (6:03)
4. Welcome To NYC (3:32)
5. Love Beyond Words (3:24)
6. The 39th Street Blues (I'm Sick) (4:05)
7. Devil's Got My Throat (7:17)
8. Open Wide The Flood Gates (6:14)
9. Open The Gates (Part 2) (3:02)
10. Solitary Soul (7:33)
11. Wind At My Back (5:12)


CD2:

1. Second Overture (3:47)
2. 4th July (3:11)
3. I'm The Guy (4:48)
4. Reflection (2:49)
5. Carie (3:06)
6. Looking For Answers (5:17)
7. Freak Boy (2:12)
8. All Is Vanity (4:35)
9. I'm Dying (5:09)
10. Freak Boy (Part 2) (3:01)
11. Devil's Got My Throat Revisited (1:55)
12. Snow's Night Out (2:04)
13. Ladies And Gentlemen, Mister Ryo Okumoto On The Keyboards (2:40)
14. I Will Go (5:08)
15. Made Alive Again / Wind At My Back (8:27)

Gesamtspieldauer CD1 (56:29) & CD2 (58:15): 1:54:44




Das sechste Spock's Beard Studioalbum „Snow“ kann gleich mit einigen Besonderheiten aufwarten. Zum einen ist es das erste Konzeptalbum der Amerikaner und gleichzeitig auch ihr erstes Doppelalbum. Veröffentlicht wurde die Platte im Jahr 2002 und stellt gleichzeitig das letzte Werk der Band da, an dem Neal Morse, Sänger und gleichzeitig Komponist der allermeisten Spock’s Beard Titel, noch mit beteiligt war. Direkt nach der Veröffentlichung des Albums verließ er die Band, um sich nun ganz der christlichen Musik zu widmen. Ein religiöser Hintergrund findet sich allerdings auch bereits in den Texten hier auf „Snow“.

Die Geschichte, die hinter Platte steht und diese dann eben zu einem Konzeptalbum werden lässt, handelt von dem Jungen „Snow“, der nach New York kommt, um hier sein Leben zu leben. Zwei Dinge sind an diesem „Snow“ jedoch äußerst bemerkenswert. Zum einen ist er ein Albino, zum anderen besitzt er die Fähigkeit in die Zukunft jener Menschen zu sehen, die von ihm berührt wurden. Mit einem Freund zusammen versucht er dieses Geschenk Gottes im Sinne der Menschen einzusetzen, wenn es diesen schlecht geht. Allerdings steigt ihm diese Gabe mit der Zeit immer weiter „zu Kopf“, wird immer unausstehlicher. Schließlich versucht er eine Bindung zu einem Mädchen namens Carie einzugehen, die ihn jedoch abweist. Er landet letztendlich in der Gosse und erhält dort dann von den Menschen Hilfe, denen er zu anfangs selber geholfen hat.

Soviel zum Inhalt, nun zur Musik. Diese ist NeoProg oder RetroProg der ganz feinen Sorte – obwohl hier noch eher der Begriff NeoProg passt, denn wie Genesis, Yes oder King Crimson der 70er Jahre klingt „Snow“ keinesfalls. Es ist ein typisches Neal Morse-Spock’s Beard Album geworden. Auch der Umstand, dass Spock’s Beard Titel im allgemeinen häufig länger andauern, als nur wenige Minuten, spricht keineswegs dagegen. Zwar befinden sich 26 Nummern auf den beiden Scheiben, jedoch gehen diese beim Hören ineinander über, sodass diese häufig wie ein langes Stück wirken.

Die Musik ist sehr melodiös und abwechslungsreich – großartig experimentiert wird hier jedoch nicht. Zwar findet man ein breites Spektrum aus langsameren und treibenderen Abschnitten, lauten und leisen Parts, sehr rockigen und dann wieder überaus gemäßigten Bereichen, jedoch ohne irgendwelche allzu schrägen Momente hinzuzufügen. Allgemein ist „Snow“ auch ein wenig rockiger geraten, als so manch andere Scheibe der Band. Das wiederum kann sich allerdings durchaus hören lassen. Dazu ist „Snow“ einmal mehr ein Spock’s Beard Album, dem man wahrlich die Zeit zum Reifen im Ohr des Hörers einräumen muss. Läuft die Musik zu Beginn hauptsächlich einfach durch, ohne negativ aufzufallen, jedoch auch ohne gleich richtig zu begeistern, so wird man mit diesen bald zwei Stunden Musik mit jedem Durchlauf deutlich vertrauter. Die Stücke beginnen dann richtig Spaß zu machen und werden zu dem was sie letztendlich sind, nämlich Beispiele für harmonischen und melodiösen Progressive Rock, der den Schritt in das neue Jahrtausend mit Bravour überstanden hat.

Fazit: „Snow“ ist spannend, was sowohl das dahintersteckende Konzept sowie die Musik betrifft. Wer Spock’s Beard mag, wird sicherlich auch diese Scheibe mögen. Wer gerne Rock-Musik hört, wird von den allermeisten Titeln mit Sicherheit ebenfalls überzeugt werden. Nun und wer der Musik von Genesis, Yes, King Crimson und Co. in den 70er Jahren etwas abgewinnen konnte, der dürfte mit dieser Platte ebenfalls gut bedient werden – auch wenn Spock’s Beard nicht wie diese genannten Bands klingt und funktioniert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Made Alive / Overture, Love Beyond Words, Devil's Got My Throat, 4th July, I'm The Guy



Mittwoch, 18. Februar 2015

Gentle Giant – The Missing Piece




Gentle Giant – The Missing Piece


Besetzung:

Gary Green – electric guitars, acoustic guitars
Kerry Minnear – hammond organ, electric piano, piano, synthesizer, minimoog, Clavinet, percussion, vocals
Derek Shulman – lead vocals on all tracks
Ray Shulman – bass, 12-string guitars, percussion
John Weathers – drums, tambourine, cymbal crash, percussion, rhythm machine


Label: Chrysalis


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Progressive Rock, Pop


Trackliste:

1. Two Weeks In Spain (3:05)
2. I'm Turning Around (3:59)
3. Betcha Thought We Couldn’t Do It (2:25)
4. Who Do You Think You Are? (3:35)
5. Mountain Time (3:23)
6. As Old As You're Young (4:21)
7. Memories Of Old Days (7:18)
8. Winning (4:17)
9. For Nobody (4:07)

Gesamtspieldauer: 36:34




Die Fans von Gentle Giant müssen sich sehr gewundert haben, als sie damals, im September 1977, zum ersten Mal das neunte Studioalbum der Band auf den Plattenteller legten. Zumindest die erste Seite der Scheibe dürfte ziemlich viel Überraschung hervorgerufen haben, denn auf dieser hört man doch tatsächlich Pop-Musik und auch ein wenig Rock’n’Roll. Keine krummen Takte mehr, keine schrägen Töne, alles Lieder, die nach dem altbekannten Aufbau: Strophe – Refrain – Strophe – Refrain – Solo – Strophe – Refrain funktionieren. Das klingt alles deshalb sehr seltsam, weil es eben Gentle Giant sind, die man hier hört. Will man solch einen Rock’n’Roll wie „Betcha Thought We Couldn’t Do It” oder so eine Art Pop-Nummer wie „Who Do You Think You Are?” wirklich von dieser Band hören? Die Antwort lautet ganz klar „Nein!“. Wenn es denn wenigstens ein überzeugender Stilwechsel geworden wäre, aber das, was hier zu hören ist, ist ein 08/15 Geschrammel, was tausende andere Bands sehr viel besser hinbekommen. Nichts Spannendes, keine Melodie, die wirklich hängenbleiben möchte. Langeweile macht sich breit.

Nun gut, es gab damals auch noch eine zweite Plattenseite, die auf der CD mit Titel Nummer 6 beginnt. Und „As Old As You're Young” ist jetzt wirklich wieder interessanter Progressive Rock, bei dem Gentle Giant auch wieder als Gentle Giant zu erkennen ist. Und es wird sogar noch ein wenig besser mit „Memories Of Old Days“. Ein Stück welches nicht nur aufgrund seiner Länge von über sieben Minuten ebenfalls wieder deutlich dem Progressive Rock zugeordnet werden kann, wenn auch mit einigen folkigen Einschlägen. Toll hier die Akustikgitarre des Gary Green und überhaupt die Melodieführung, die dieses Mal wahrlich sofort ins Ohr zu gehen vermag. Wirklich ein sehr überzeugendes, ein sehr schönes Lied.

Nun auf dieser Seite gab es dann noch zwei weitere Titel mit „Winning“ und „For Nobody“. Auch diese sind sehr wohl dem Genre Progressive Rock zuzurechnen. Zum Teil wieder etwas schräger, wie so oft bei Gentle Giant der vergangenen Jahre. Qualitativ erreichen sie zwar nicht den Stellenwert der beiden vorherigen Nummern, jedoch heben sich beide Stücke noch wohltuend von der ehemaligen ersten Plattenseite ab.

Fazit: Nun, es war für die Fans damals sicherlich nicht nur eine Überraschung, als sie zum ersten Mal „The Missing Piece” auflegten – es war mit Sicherheit ein Schock. Dieser musikalische Tiefpunkt von Gentle Giant wird wieder ein wenig ausgeglichen von der ehemaligen zweiten Plattenseite, den letzten vier Liedern der CD. Diese wissen wirklich zu überzeugen und gefallen mir zum Teil sogar besser, als allzu abgefahrene Nummern, die es auch immer wieder von Gentle Giant zu hören gab und die vor allen bei Kritikern hoch im Kurs standen. Von daher ein versöhnlicher Abschluss eines zweigeteilten Albums. Acht Punkte.

Anspieltipps: As Old As You're Young, Memories Of Old Days



Dienstag, 17. Februar 2015

Wovenhand – Refractory Obdurate




Wovenhand – Refractory Obdurate


Besetzung (ohne Instrumentenangabe):

David Eugene Edwards
Chuck French
Ordy Garrison
Neil Keener


Label: Deathwish


Erscheinungsdatum: 2014


Stil: Alternative Rock, Psychedelic Rock


Trackliste:

1. Corsicana Clip (4:47)
2. Masonic Youth (3:39)
3. The Refractory (4:53)
4. Good Shepherd (4:00)
5. Salome (5:19)
6. King David (4:47)
7. Field Of Hedon (3:33)
8. Obdurate Obscura (5:20)
9. Hiss (3:53)
10. El-bow (2:42)

Gesamtspieldauer: 42:58




„Refractory Obdurate ” heißt das achte Studioalbum von Wovenhand und wurde im April 2014 veröffentlicht. Natürlich muss ich zugeben, dass der Vorgänger, „The Laughing Stalk“, mich etwas weniger überzeugt hat. Kann man hier natürlich auch nachlesen. Das ist jedoch anders mit diesem Album, „Refractory Obdurate“. Diese Scheibe ist jetzt wieder so unglaublich spannend, sodass man wahrlich etwas verpassen würde, wenn man sie nicht kennt und auf Alternative Rock steht, der manchmal Ansätze zum Experimentellen aufweist.

Hier mag vielleicht ebenfalls wieder Alternative Country versteckt sein, jedoch man hört ihn nicht mehr so ohne Weiteres. Auch Folk ist das irgendwie nicht mehr so ganz. Auf „Refractory Obdurate“ hört man Rock-Musik, der mit tollen, mitreißenden Rhythmen und meist sehr viel Melodiösität ausgestattet wurde. Und genau dieser Rock wird auf der Platte so überaus spannend zelebriert, dass es eine Freude ist dem Ganzen zu lauschen. Der Stil der Lieder ist eine Mischung aus Progressive Rock Ansätzen, gepaart mit nun doch etwas unkonventionellen Folk-Rock-Kompositionen. Dazu gesellt sich eine Prise Hard Rock, die in kleinen Dosen daruntergemischt, dem Album noch eine zusätzliche Würze verleiht.

Herauszuheben sind besonders drei Titel. Der Opener „Corsica Clip“, eine Nummer die ganz beschwingt anfängt, dann jedoch, mit dem Einsetzen des Gesangs von David Eugene Edwards, wieder diesen leicht maroden Touch erhält, der natürlich auch auf „Refractory Obdurate“ seine religiösen Botschaften zum Besten gibt. „The Refractory“ startet fast schon folkig, um sich anschließend immer mehr zu einem Rock-Titel zu entwickeln. Beeindruckend hier sind vor allen Dingen die Instrumentalparts, die fast eine hypnotische Wirkung durch eine gewisse Redundanz ausstrahlen und mich persönlich etwas an das geniale „Your Russia (Without Hands)“ vom Album „Blush Music“ erinnern. Ebenfalls überaus gelungen ist die sechste Nummer „King David“. Klingt absolut typisch nach Wovenhand und die Gitarrenlinien setzen sich unverzüglich im Gehör des Hörers fest. Auch der Rest der Platte, den ich jetzt hier nicht ausdrücklich erwähnt habe, hat durchaus seine Stärken und weiß zu überzeugen, sodass man beim Hören von „Refractory Obdurate“ getrost die Fernbedienung aus der Hand legen kann.

Fazit: Es gibt sie nicht, die „schlechteren“ Lieder auf diesem achten Album von Wovenhand. Irgendwie scheint David Eugene Edwards auch wieder zu den Anfängen zurückzukehren, denn kein anderes Album dazwischen klingt so sehr nach den Anfängen der Band, wie eben dieses „Refractory Obdurate“. Dies bedeutet gleichzeitig, dass sich die Musik der Band auch wieder ein wenig der von Sixteen Horsepower anzunähern scheint. Nicht in großen Schritten, jedoch ein kleiner Schritt in diese Richtung stellt die Platte durchaus dar. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Corsicana Clip, The Refractory, King David



Montag, 16. Februar 2015

Udo Lindenberg – Udopia




Udo Lindenberg – Udopia


Besetzung:

Udo Lindenberg – Gesang, Keyboards
Hannes Bauer – Gitarre
Elliot Randall – Gitarre
Peter Hesslein – Gitarre
Mike Miranda – Gitarre
Jean Jacques Kravetz – Keyboards
Thor Baldurson – Keyboards
Dave King – Keyboards, Bass
Thomas Sequi – Keyboards
Steffi Stephan – Bass
Betram Engel – Schlagzeug
Thommy Price – Schlagzeug
Thomas Digl – Schlagzeug
Nippy Noya – Perkussion
Bolle Burmeister – Klarinette
Rale Oberpichler – Chor
Freya Wippich – Chor
Elisabeth Richelsen – Chor
Karlos-Kopflos-Singers – Chor


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 1981


Stil: Deutsch Rock, Pop


Trackliste:

1. Strassen-Fieber (4:48)
2. Mit dem Sakko nach Monakko (4:33)
3. Gegen die Strömung (3:38)
4. Affenstern (4:15)
5. Sandmännchen (3:39)
6. Grande Finale (5:12)
7. Ali (3:37)
8. Jonny Gigolo (2:58)
9. Kann denn Liebe Sünde sein (3:38)
10. Kugel im Colt (4:24)
11. No Future? (3:55)

Gesamtspieldauer: 44:42




„Udopia“ ist bereits das fünfzehnte Studioalbum des Udo Lindenberg und wurde im Jahr 1981 veröffentlicht. Wenn man sich dann überlegt, dass das erste Album Udo Lindenbergs im Jahr 1971 erschien, kann man sich schnell ausrechnen, dass der gebürtige Gronauer sehr fleißig im Veröffentlichen von Platten war. Manchmal gab es mehrere neue Scheiben pro Jahr. Nicht weiter überraschend dann dabei, dass auch manchmal die Qualität der Alben zu wünschen übrig ließ. Nicht jede Platte des Udo Lindenberg ist dabei uneingeschränkt überzeugend. Dies gilt ausdrücklich jedoch nicht für „Udopia“, denn diese Scheibe ist zweifelsohne eine seiner besten.

Auf keinem Album vorher oder nachher klang Udo Lindenberg witziger und auch politischer. Dieser Wortwitz des Wahlhamburgers ist wahrlich unerreicht und zaubert dem Zuhörer beim Hören von „Udopia“ so manches Mal ein Lächeln auf das Gesicht. Musikalisch gesehen gibt es auf dieser Platte auch eine relativ große Spannbreite zu erhören. Diese reicht vom etwas härteren Rock über den Pop im Midtempo, bis hin zu den sanften Balladen. Herauszuheben sind dabei drei ganz besondere Lieder. Zum einen „Mit dem Sakko nach Monakko“ („Monakko“ wird hier wirklich so auf dem Album geschrieben). Ein Pop Titel, sicherlich unter den Top 5 der besten Liedern, die Udo Lindenberg in seiner langen Karriere geschrieben hat. Hier schlägt der Humor des Sängers voll durch, einfach grandios gemacht. Wie er in diesem Titel die Königshäuser und die ein Jahr zuvor gescheiterte Ehe zwischen Prinzessin Caroline und dem Finanzmakler Philippe Junot absolut parodistisch verarbeitet, das ist wahrlich eine hohe Kunst.

Auch die swingende Ballade „Sandmännchen“ kann sowohl musikalisch wie inhaltlich überzeugen. Da macht das Zuhören einfach unglaublich viel Spaß. Und auch wenn man nicht alles inhaltlich unterschreiben möchte, was Udo Lindenberg in „Grande Finale“ so von sich gibt, so ist das doch die perfekte Satire. Dieses Mal knallt das Lied sogar richtig – mit dem Opener gehört es zu den härteren Stücken der Platte. Wahrlich alles sehr überzeugend. Nun, auch „Affenstern“ und „Johnny Gigolo“ gehören zu den gelungenen Titeln, die auch nach bald 34 Jahren nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben.

Fazit: Ein wirklich tolles und überzeugendes Album ist „Udopia“ geworden. Textlich mit Sicherheit das beste Werk des Udo Lindenberg. Musikalisch wird es nur von „Votan Wahnwitz“ und „Alles klar auf der Andrea Doria“ übertroffen. Die tollen Melodien gibt es zwar auch auf „Udopia“, jedoch nicht unbedingt bei jedem der elf Nummern. Allerdings ist das jetzt wirklich „Jammern“ auf hohem Niveau. Nein, „Udopia“ überzeugt auf ganzer Linie, sollte man unbedingt gehört haben, da hier auch der Zeitgeist der frühen 80er Jahre erspürt werden kann. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Mit dem Sakko nach Monakko, Sandmännchen, Grande Finale