Samstag, 23. August 2014

Manfred Mann’s Earth Band – Solar Fire



Die 1000ste Besprechung!


Manfred Mann’s Earth Band – Solar Fire


Besetzung:

Manfred Mann – organ, mellotron, synthesizer, vocals
Mick Rogers – guitar, lead vocals
Chris Slade – drums
Colin Pattenden – bass guitar


Gastmusiker:

Irene Chanter – backing vocals
Doreen Chanter – backing vocals
Grove Singers – backing vocals


Label: Bronze Records


Erscheinungsdatum: 1973


Stil: Progressive Rock, Rock


Trackliste:

1. Father Of Day, Father Of Night (9:55)
2. In The Beginning, Darkness (5:21)
3. Pluto The Dog (2:47)
4. Solar Fire (5:15)
5. Saturn, Lord Of The Ring, Mercury The Winged Messenger (6:31)
6. Earth, The Circle Part 2 (3:22)
7. Earth, The Circle Part 1 (3:56)

Gesamtspieldauer: 43:39




Es war gerade mal wieder Frühling in Deutschland. Ich kam nach der Schule nach Hause und meine Mutter hatte wie immer das Mittagessen vorbereitet. Und so saß ich da in der Küche, aß meine Kartoffeln, das Gemüse und die Frikadelle. Meine Mutter hatte das Radio angestellt und ich schaufelte das warme Essen in mich hinein. Und dann passierte es, plötzlich lief im Radio ein Titel, der mich sofort packte: „Father Of Day, Father Of Night” wurde da immer wieder gesungen. Diese Nummer war so etwas von intensiv und ich war sofort absolut begeistert. Ich hatte keinerlei Ahnung, von wem dieser Titel stammte, aber das war ja herauszukriegen. Komisch, damals wurde so etwas noch im Radio gespielt, obwohl das Lied doch schon mehrere Jahre auf dem Buckel hatte und knapp zehn Minuten lang war. Am Nachmittag war auf jeden Fall eine kurze Reise in die Stadt angesagt – zu den gängigen Plattengeschäften.

Was ich da gehört hatte, war wirklich unter dem Namen von „Father Of Day, Father Of Night” bekannt und stammte von Manfred Mann’s Earth Band. Obwohl, das stimmt nicht so ganz. Ursprünglich stammt dieses Lied von Bob Dylan. Auf seiner 1970 veröffentlichten LP „New Morning” gibt es dazu die eine Minute und siebenundzwanzig Sekunden lange Vorlage unter dem Titel „Father Of Night”. Was die Manfred Mann’s Earth Band daraus allerdings entwickelte, ist so was von unfassbar beeindruckend und hat mit dem ursprünglichen Lied nur noch relativ wenig zu tun. Okay, Text und die zugrunde liegende Melodie blieben erhalten, wurden jedoch von Manfred Mann’s Earth Band in Bezug auf die Musik so etwas von erweitert und ausgebaut, dass schließlich ein neues Lied entstand. Und dieses hat es wahrlich ins sich. Am Anfang scheinen da irgendwelche Engel zu singen, glockenklar und himmlisch und dann bricht das Gewitter los. Es gibt wohl kaum einen besseren Keyboardspieler als Manfred Mann, der es hier schafft eine unglaublich intensive Stimmung zu erzeugen. Dazu der tolle und irgendwie leidende Gesang des Mick Rogers sowie seine Gitarrensoli – einfach perfekt. Das Lied wirkt durchdringend und ergreifend und ist für die Ewigkeit im Rock-Olymp gedacht. Grandios!

Es gibt noch sechs weitere Titel auf „Solar Fire“. Alle befassen sich inhaltlich mit unserem Sonnensystem. Dass diese nicht mehr ganz die Qualität des Openers erreichen, ist nicht weiter verwunderlich, trotzdem wird hier weiter progressiver Rock auf sehr hohem Niveau geboten. Vor allem sehr hörenswert sind die etwas witzige Instrumentalnummer „Pluto The Dog”, bei der auch mal gebellt wird. Klingt alles so herrlich entspannt. Auch der Titeltrack mit seinem schweren Orgelsound hat es durchaus in sich. Erneut wird hier eine sehr dichte Stimmung aufgebaut und dabei wirkt die Musik trotzdem so schwerelos. Der Hintergrundgesang erscheint hier mitunter zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, stellt sich allerdings bereits nach dem zweiten Hören als durchaus passend heraus. Auch die restlichen Titel haben jeder für sich ihren Reiz, wenn man denn auf sehr melodiösen progressive Rock steht. Das Zusammenspiel von Keyboard und Gitarre ist dabei jederzeit gelungen und auch das Schlagzeug des Chris Slade sorgt für eine ganze Menge Abwechslung. Immer auf den Punkt gehen hier marschähnliche in noch treibendere Abschnitte über, um dann nur noch ganz zart einen Rhythmus anzudeuten. Bestes Beispiel hierfür ist die zweite Nummer „In The Beginning, Darkness”. Man könnte ins Schwärmen geraten...

Fazit: Wahrlich ein großes Album ist Manfred Mann’s Earth Band da mit ihrer vierten Platte gelungen, welches übrigens lediglich fünf Monate nach der Nummer 3 veröffentlicht wurde. „Father Of Day, Father Of Night” überstrahlt dabei natürlich alles. Doch auch der Rest ist durchaus hörenswert, wenn auch die beiden letzten Titel ein ganz klein wenig gegenüber dem Rest abfallen. Aber was soll’s, das ist wahrlich Jammern auf sehr hohem Niveau. Progressiver und packender klang Manfred Mann’s Earth Band nie mehr und auch vorher nicht. Wer die Scheibe nicht kennt, hat was verpasst. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Father Of Day, Father Of Night