Sonntag, 27. Juli 2014

Kansas – Kansas




Kansas – Kansas


Besetzung:

Phil Ehart – drums
Dave Hope – bass, backing vocals
Kerry Livgren – guitars, piano, organ, moog synthesizer, backing vocals
Robby Steinhardt – violin, lead and backing vocals
Steve Walsh – piano, organ, fender piano, congas, lead and backing vocals
Rich Williams – electric & acoustic guitars


Label: Sony Music


Erscheinungsdatum: 1974


Stil: Progressive Rock; Hard Rock


Trackliste:

1. Can I Tell You (3:32)
2. Bringing It Back (3:33)
3. Lonely Wind (4:17)
4. Belexes (4:24)
5. Journey From Mariabronn (7:58)
6. The Pilgrimage (3:43)
7. Apercu (9:36)
8. Death Of Mother Nature Suite (7:58)


Bonus Track:

9. Bringing It Back (Live) (9:41)

Gesamtspieldauer: 54:46




Die erste Platte der aus – nicht ganz überraschend – Kansas in den USA stammenden Band Kansas, war schon etwas ganz Besonderes und Überraschendes. Nicht nur, dass in den USA das Genre Progressive Rock sehr viel weniger beheimatet war, als im Vereinigten Königreich, auch eine Violine hatte bisher noch nie solch eine große Rolle in der Musik einer Rockband gespielt. Diese war bisher eher in einem der ureigenen amerikanischen Musik-Genres, der Country-Musik beheimatet. Mit Western und Country-Klängen hat die Musik von Kansas allerdings genau so viel gemein wie Nickel mit Pumpernickel, nämlich gar nichts.

Progressive Rock der etwas härteren Sorte hört man auf dem selbstbetitelten Debut von Kansas aus dem Jahr 1974, deshalb läuft die Band in manchen Verzeichnissen auch unter der Überschrift „Hard Rock“. Allerdings Hard Rock ist das wahrlich nicht, was man hier zu hören bekommt. Eher etwas schneller gespielter symphonischer Rock mit progressiver Ausrichtung, der häufig in den Solo-Einlagen von der Violine dominiert wird. Die Titel wirken alle sehr dynamisch und auch überaus ausgereift. Dies darf auch nicht verwundern, denn bevor die Band einen Plattenvertrag erhielt, spielte sie schon einige Jahre zusammen und bestritt zahlreiche Konzerte. Dabei sind es gerade die Soloeinlagen, die einen auf dieser Scheibe immer wieder aufhorchen und die Ohren spitzen lassen. Diese müssen nicht nur von der Violine kommen, auch das Klavier oder die Gitarre kann hier eine tragende Stellung einnehmen. Dazu gesellt sich oftmals ein mehrstimmiger und harmonischer Gesang, der das Gesamtbild, beziehungsweise noch besser das Gehörte, sehr schön abrundet.

Die einzelnen Lieder sind vollgestopft mit Richtungswechseln in Bezug auf die Instrumentierung, den Rhythmus und die Atmosphäre, die hier verströmt wird. Besonders deutlich kommt dies natürlich bei den drei Longtracks zum Tragen – aber eben nicht nur. So entwickeln sich vor dem Ohr des Hörers immer wieder kleine musikalische Geschichten, die unvorhergesehene Wendungen nehmen und plötzlich Überraschendes und Neues parat halten. Das macht diese Platte so spannend. Die Musik ist dabei zu jeder Zeit eingängig, auch wenn sich viele Feinheiten, dieser doch manchmal auch komplexen Lieder, dem Hörer erst mit dem dritten, vierten oder fünften Durchlauf erschließen.

Fazit: Die Musik von Kansas auf diesem Debut-Album klingt wie die Mischung aus einer Hard Rock Band, einer Symphonic Rock Band und einer Soft Rock Band. Dazu kommen noch die Zutaten der Violine, viel Melodiösität sowie – ganz wichtig – sehr progressive Abschnitte, sodass man Kansas auf dieser ersten Scheibe kaum in ein Raster stecken kann. Die Musik von Kansas klingt sehr eigenständig und ist irgendwie nicht mit einer anderen Band zu vergleichen. Zwei kleine Kritikpunkte gibt es dann aber auch noch: „Bringing It Back” ist eine Cover-Version des gleichnamigen Titels von J.J. Cale. Flott zwar, aber irgendwie will dies nicht so recht zum Rest der Platte passen. Und schließlich bleibt noch anzumerken, dass viele der Melodien und Arrangements auf späteren Platten noch ein wenig mehr zu „zünden“ verstehen. Aber das ist „Jammern“ auf hohem Niveau. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Journey From Mariabronn, Apercu, Death Of Mother Nature Suite