Sonntag, 4. Mai 2014

King Crimson – Starless And Bible Black




King Crimson – Starless And Bible Black


Besetzung:

Robert Fripp – guitar, mellotron, devices, electric piano
John Wetton – bass, vocals
Bill Bruford – drums, percussion
David Cross – violin, viola, mellotron, electric piano


Label: Island Records


Erscheinungsdatum: 1974


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. The Great Deceiver (4:03)
2. Lament (4:06)
3. We'll Let You Know (3:42)
4. The Night Watch (4:41)
5. Trio (5:41)
6. The Mincer (4:09)
7. Starless And Bible Black (9:11)
8. Fracture (11:13)

Gesamtspieldauer: 46:44




Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn viele Musikhörer mit diesem sechsten „Studioalbum“ King Crimsons weniger bis gar nichts anfangen können. Das liegt zum Teil sicherlich an den Anführungsstrichen, die man beim Wort „Studioalbum“ setzen muss. 1974 wurde „Starless And Bible Black” veröffentlicht und beinhaltet acht Titel, von denen „Trio“, „Fracture“, „We'll Let You Know“, „The Mincer“ und das Titelstück „Starless And Bible Black” Konzertmitschnitte darstellen, also live eingespielt und nachträglich im Studio überarbeitet wurden. „The Night Watch“ wurde ebenfalls live eingespielt, jedoch schließlich größtenteils im Studio durch dortige Aufnahmen ersetzt. So bleiben lediglich "The Great Deceiver" und "Lament" von dieser Platte, welche „reine“ Studio-Titel darstellen. Hintergrundgeräusche oder Applaus sind auf dem Album jedoch nicht zu hören, es ging der Band hier mehr um die Dynamik beim Spielen, die einem solchen Auftritt innewohnt und die es auf Platte zu transportieren galt.

Dies zur Entstehungsgeschichte des Materials, welches sich auf „Starless And Bible Black” befindet. Die Lieder selbst stellen dabei häufig Improvisationen dar, die vorher angeblich auch nicht immer abgesprochen worden waren. Hier wird gejammt, die Musiker spielen miteinander, gehen aufeinander ein und entwickeln so auf der Bühne neue Titel. Das klingt mitunter überaus spannend, wie beim genialen „Fracture“, wobei man sich kaum vorstellen kann, dass sich solch ein Lied auf der Bühne entwickeln lässt.

Nur wenig klingt auf diesem Album eingängig und melodiös, alles ist sperrig und kantig, oftmals experimentell und doch in seiner Art auch wieder unglaublich spannend. Und wenn man dann solch einen Titel wie „We'll Let You Know“ hört, dann passt hier durchaus auch das Adjektiv „abgefahren“. Schwer zugänglich, spielen die Musiker ihre Instrumente hier miteinander, allerdings auch nebeneinander, sodass an so etwas wie eine Melodie nicht zu denken ist. Selbiges lässt sich übrigens auch für „The Mincer“ und „Starless And Bible Black“ feststellen.

Aber es gibt auch die „lieblichen“ Töne auf dem Album. „The Night Watch” und „Trio” mögen zwar teilweise oder ganz ebenfalls live eingespielt worden sein, den Liedern zugrunde liegt jedoch eine Song-Struktur, die sicherlich nicht auf der Bühne entwickelt wurde. Hier handelt es sich jetzt also nicht um Improvisationen, sondern um überaus melodische Stücke, wobei ersteres sogar mit Text versehen wurde, was zusätzlich darauf hinweist, dass die Nummer vorher komponiert worden sein muss. Und das, was man da zu hören bekommt, ist wahrlich ergreifend. Eingängig und melodiös wird hier das Ohr umschmeichelt. „Trio“ ist im Anschluss daran wieder eine Instrumentalnummer, allerdings eine hauchzarte. Es scheint gerade so, als ob hier melancholisch eine Landschaft musikalisch abgebildet werden sollte. Sehnsüchtig klingt das Gehörte nach Weite, nach Sonnenuntergang, nach hügeliger Ebene, nach… Der Phantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt. Da sich beide Nummern auch ziemlich zentral auf dem Album befinden, wirkt es ein klein wenig so, als wollten die Musiker hier ihren Hörern eine kurze Entspannungspause gönnen, bevor es dann wieder, durchaus auch verstörend, weitergeht.

Fazit: Ein unglaublich vielschichtiges Album ist „Starless And Bible Black“ von King Crimson geworden. Kein Album für den „Normalgebrauch“, kein Album zum Tanzen, kein Album zum Autofahren, kein Album zum Nebenbeihören. Man muss schon eine Ader für die ausgefalleneren Töne des Progressive Rock besitzen. Geschmack am Free Jazz kann hier auch definitiv nicht schaden. Obwohl ich letzteren nicht besitze, schafft es das Album mich zu packen. Alles scheint so lebendig und ist ausdrucksstark und in der Mitte gibt es dann diese kleine „Rastmöglichkeit“. Leider geil. Elf Punkte.

Anspieltipps: The Night Watch, Trio, Fracture



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