Freitag, 20. Juli 2012

Haindling – Spinn I





Haindling
– Stilles Potpourri



Besetzung:

Hans-Jürgen Buchner – Gesang, Piano, Synthesizer, Tenor-Horn, Tuba, Klarinette, Tenor-, Alt- und Sopran-Saxophon, Akkordeon, Xylophon, Perkussion, Vocoder


Gastmusiker:

Ulrike Böglmüller – Gesang
Heinz Josef Braun – Bass
Peter Enderlein – Schlagzeug
Christian & Christian, Gunnar, Markus und Michael aus Tutzing – Kinderstimmen bei „Schwarzer Mann“


Label: Polydor


Erscheinungsdatum: 1985


Stil: Popmusik mit Volksmusikanleihen


Trackliste:

1. Spinn I (3:27)
2. I hob heid frei (2:42)
3. Schwarzer Mann (3:21)
4. Wos Wuist'n du (2:24)
5. Unicum (2:24)
6. Walzer (3:00)
7. Aber Du (3:13)
8. Ganz alloans (3:58)
9. Gemein (2:31)
10. Bleib (2:31)
11. Sauerstoff (2:59)
12. Ich bin zufrieden (2:03)
13. Buchstabennudelsuppenweisheit (2:40)
14. Hollaro (0:33)




1985 veröffentlichten Haindling, alias Hans-Jürgen Buchner, bereits ihr drittes Album mit dem Titel „Spinn I“. Und auf dieser Platte war nun ganz deutlich eine Entwicklung zu beobachten beziehungsweise zu erhören. Eine Entwicklung in Richtung zum Pop, der zwar immer noch niederbayrisch unterfüttert wurde, allerdings nicht mehr dieses Alleinstellungsmerkmal hat, wie es noch auf den ersten beiden Veröffentlichungen zu hören war.

Ein gutes Beispiel hierfür ist gleich der Opener und das Titellied „Spinn I“. Eine fast schon discopopartige Nummer, die nur noch durch den Gesang an die vorherigen Platten erinnert. Die immer wieder eingesungenen oder eingesprochenen italienischen Sätze runden das Bild noch ein wenig mehr in Richtung: „Leider nicht besonders hörenswert“ ab. Und auch die Stücke „I hob heid frei“ und „Wos Wuist'n du“ sowie „Aber du“ sind allzu eingängig und erinnern schon sehr an Schlagermusik.

Aber es gibt sie auch auf „Spinn I“, diese Höhepunkte, die die Musik des Hans-Jürgen Buchner zu etwas ganz Besonderem werden lassen. Da ist zum Beispiel das, vom Text her wieder etwas skurrile, „Schwarzer Mann“. Dazu gesellt sich eine nette Melodie, die sogar groovt und fertig ist eines der Höhepunkte des Albums. Dies ist auch das Lied „Ganz alloans“. Hier ist sie wieder diese melancholische Traurigkeit, die immer wieder in den Liedern von Haindling auftaucht und diese Musik nun wirklich doch zu etwas ganz Besonderem macht. Bei Depressionen sollte man diese Art von Liedern des Niederbayern allerdings unbedingt meiden.

Absolut witzig und mit einer schönen Melodie ausgestattet ist „Ich bin zufrieden“. Dazu gesellt sich noch ein verfremdeter und wirklich überraschender Gesang. Klasse gemacht. In dieselbe Kategorie „witzig“ passt auch das Lied „Gemein“. Solche Art der Musik, mit diesen Texten, habe ich bisher noch von keiner anderen Band gehört. Das Lied ist jetzt nicht gerade der Höhepunkt der musikalischen Kreativität, ein wenig hektisch sogar, aber überaus beeindruckend. Schön verträumt klingt dagegen die Nummer „Bleib“, wohingegen „Buchstabennudelsuppenweisheit“ wiederum eines dieser schönen Klavierstücke darstellt, die man auch immer wieder von Haindling hört. Und nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle auch das Lied „Unikum“. Mitreißend wie hier Musikstile verschiedener Regionen der Erde miteinander verwoben werden.

Fazit: „Spinn I“ bietet immer wieder ein uneinheitliches Bild. Da gibt es richtig schöne Nummern, die mal sentimental klingen, ein anderes Mal wiederum packend sind. Und dann gibt es da auch ein paar Stücke, die sich allzu sehr anbiedern, zu sehr auf die Hitparaden abzielen. Allerdings überwiegen doch die „besseren“ Stücke auf der Platte, die das Album wirklich lohnenswert machen. Es sind zwar vielleicht nicht mehr ganz so außergewöhnliche Höhepunkte auf der Platte, wie auf den beiden vorherigen Alben, trotzdem ist „Spinn I“ wahrlich kein schlechtes Album und für Fans der „verbayerischten Pop-Musik“ sowieso ein uneingeschränktes Muss. Dafür gibt es neun Punkte.

Anspieltipps: Schwarzer Mann, Unicum, Ganz alloans, Gemein, Bleib, Ich bin zufrieden, Buchstabennudelsuppen-weisheit