Dienstag, 17. April 2012

Pink Floyd – The Wall





Pink Floyd – The Wall


Besetzung:

Roger Waters – bass guitar, guitar, vocals
David Gilmour – guitar, vocals
Richard Wright – keyboards, vocals
Nick Mason – drums


Gastmusiker:

Bruce Johnston, Tony Tennille, Joe Chemay, John Joyce, Stan Farber, Jim Maas, Islington Green School – backing vocals
Michael Kamen, Bob Ezrin – orchestral arrangement


Label: EMI


Erscheinungsdatum: November 1979 / 1994 / 2011


Stil: ArtRock, Melodic Rock


Trackliste:


CD1:

1. In The Flesh? (3:20)
2. The Thin Ice (2:30)
3. Another Brick In The Wall, Part 1 (3:10)
4. The Happiest Days Of Our Lives (1:50)
5. Another Brick In The Wall, Part 2 (3:59)
6. Mother (5:34)
7. Goodbye Blue Sky (2:48)
8. Empty Spaces (2:08)
9. Young Lust (3:31)
10. One Of My Turns (3:37)
11. Don't Leave Me Now (4:16)
12. Another Brick In The Wall, Part 3 (1:15)
13. Goodbye Cruel World (1:14)


CD2:

1. Hey You (4:42)
2. Is There Anybody Out There? (2:40)
3. Nobody Home (3:25)
4. Vera (1:33)
5. Bring The Boys Back Home (1:27)
6. Comfortably Numb (6:22)
7. The Show Must Go On (1:36)
8. In The Flesh (4:17)
9. Run Like Hell (4:24)
10. Waiting For The Worms (3:58)
11. Stop (0:30)
12. The Trial (5:20)
13. Outside The Wall (1:43)




Klar ist, dass Pink Floyd an diesem Album zerbrochen ist. Richard Wright wurde von Roger Waters aus der Band gemobbt und war auf den anschließenden Konzerten Pink Floyds zu „The Wall“ nur noch Gastmusiker - bis er anschließend die Band vollständig verließ und erst zurückkehrte, als Roger Waters seinerseits kein Mitglied Pink Floyds mehr war. Hier, bei „The Wall“ hatte Roger Waters allerdings noch das Zepter in der Hand. Hier stand dieser nun fast alleine im Vordergrund, schrieb alle Texte und war bis auf vier Ausnahmen („Young Lust“, „Comfortably Numb“ und „Run Like Hell“ zusammen mit Gilmour, „The Trial“ in Co-Produktion mit Bob Ezrin) der alleinige Komponist der Stücke. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass viele Musikhörer dieses Album eher als ein Roger Waters Solo Album ansehen, als eine Gemeinschaftsproduktion der vier britischen Musiker. Die Namen „Nick Mason“ und „Richard Wright“ sucht man übrigens auf der ersten LP-Veröffentlichung des Albums vergeblich. Da ist zwar noch von „Pink Floyd Music“ die Rede, wer das allerdings ist, das wird nicht mehr detailliert erwähnt. Der Name „Roger Waters“ taucht dagegen mehrfach und immer wieder auf.

Die einen lieben dieses Album, halten es für einen Meilenstein in der Geschichte der Rockmusik, für einen der größten Klassiker dieses Genres. Für die anderen war es der Untergang Pink Floyds, nach dem sie nie wieder so werden sollten, wie sie auf “The Dark Side Of The Moon”, “Wish You Were Here” und “Animals” waren. Und auch ich finde, dass „The Wall“ zumindest nicht an „Wish You Were Here“ und „Animals“ heranreicht, genauso wenig wie an „Meddle“ oder „Atom Heart Mother“. Das hat zum einen musikalische Gründe, denn auf „The Wall“ finden sich einige Titel, die man eher unter der Rubrik „ganz nett“ als unter „klasse“ ablegen würde. Des Weiteren ist auch der Inhalt, das Aufarbeiten irgendwelcher jugendlicher Traumata aus Roger Waters Kindertagen, nicht unbedingt das packenste Thema. Allerdings – und hier fängt das Pendel nun an in die positive Richtung auszuschlagen – ist die Umsetzung dieser Thematik perfekt gelungen, was bei den Songtexten Roger Waters‘ auch nicht weiter verwunderlich ist. Das kann er überragend.

Und was Roger Waters hier auf „The Wall“ noch beweist ist die Tatsache, dass er Melodien schreiben kann. Melodien für Lieder, die einen einhüllen, in denen man aufgehen kann, die einem schmeicheln, die einen packen können, die einen emporheben, um einen an anderer Stelle wieder ganz sanft abzusetzen. Zwar gelingt ihm dies hier nicht mit bei jeder Nummer, aber einige absolute Perlen wie „Hey You“, „Is There Anybody Out There?“, „Good Bye Blue Sky“ oder etwa „Comfortably Numb“ würden auch jedes andere Album bereichern. Dazu gesellt sich noch die Hymne der später 70er, frühen 80er Jahre. „Another Brick In The Wall, Part 2“. Ein Stück, das so ziemlich jeder kennt, der ab und zu Musik hört. Ein Lied, welches meine Kinder auch heute noch, über dreißig Jahre nach seiner Veröffentlichung, cool finden. Ein Titel, der für eine bestimmte Epoche des letzten Jahrhunderts steht und diesen Platz auch nicht mehr verlassen wird.

Richtig schwach ist eigentlich nur das unglaublich zähe „Don’t Leave Me Now“, bei dem Roger Waters‘ Gesang das Lied in einem noch schlechteren Licht erscheinen lässt. Interessant wie ungewöhnlich sind dagegen wieder das orchestrale „Bring The Boys Back Home“ oder das, schon sehr in Richtung Oper gehende, „The Trial“. Die restlichen Stücke haben alle was. Sie sind sicher keine Meilensteine im Liederkatalog der Band, aber sie erzeugen auch diese Stimmung, die dem ganzen Album zugrunde liegt und der man sich auch nicht vollends entziehen kann.

Fazit: „The Wall“ ist mit über 30 Millionen Tonträgern das zweiterfolgreichste Album Pink Floyds. Es reicht von seiner musikalischen Klasse trotzdem nicht an manch andere Veröffentlichung Pink Floyds heran. Aber es ist beileibe auch kein schlechtes Album, dafür tummeln sich viel zu viele gute, zum Teil sogar beeindruckend gute Lieder darauf. Ich glaube auch nicht, dass man mit „The Wall“ groß geworden sein muss, um Gefallen daran zu finden, denn die Musik besitzt Qualität und diese setzt sich bekanntlich durch – da spielt das Alter dann keine Rolle. „The Wall“ hat zwölf Punkte verdient.

Anspieltipps: Another Brick In The Wall, Part 1-3, The Show Must Go On, Hey You, Is There Anybody Out There?, Comfortably Numb, The Trial