Mittwoch, 14. Dezember 2011

Steve Hackett – Please Don`t Touch





Steve Hackett – Please Don`t Touch


Besetzung:

Steve Hackett – electronic and acoustic guitars, vocals, keyboards, percussion


Gastmusiker:

Tom Fowler – bass
Phil Ehart – drums, percussion
Chester Thompson – drums, percussion
Steve Walsh – vocals on track 1 & 3
Richie Havens – vocals on track 5 & 10, percussion
Dave Lebolt –- keyboards
John Acock – keyboards
John Hackett – flutes, piccolos, bass pedals, keyboards
Graham Smith – violin
Randy Crawford – vocals on track 6
Hugh Malloy – cello


Label: Virgin Records


Erscheinungsdatum: 1978


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Narnia (4:05)
2. Carry On Up The Vicarage (3:11)
3. Racing In A (5:07)
4. Kim (2:13)
5. How Can I? (4:38)
6. Hoping Love Will Last (4:23)
7. Land Of A Thousand Autumns (1:38)
8. Please Don't Touch (3:39)
9. The Voice Of Necam (3:11)
10. Icarus Ascending (6:27)
11. Narnia (Bonustitel, John Perry Vocal Version) (3:36)
12. Land Of A Thousand Autumns / Please Don't Touch (Bonustitel, live) (7:53)
13. Narnia (Bonustitel, Alternative Version) (4:30)

Gesamtspieldauer: 54:29




„Please Don’t Touch“ lautet der Titel des zweiten Soloalbums aus der Feder Steve Hacketts, dem ehemaligen Genesis-Gitarristen. Und „Please Don’t Touch“ war gleichzeitig das erste Album, welches Steve Hackett nach seiner Genesis-Demission veröffentlichte. Auffällig an diesem Album ist, dass Hackett hier sehr viele, verschiedene Musikstile auf einer Platte vereint. Hier hört man Rock- und Popelemente, Folk, sogar Soul und natürlich progressiven Rock.

Eröffnet wird die Platte durch „Narnia“, einer von Kansas Sänger Steve Walsh gesungenen Nummer, die sofort ins Ohr geht. Das Stück war ursprünglich auch als Single-Auskopplung vorgesehen. Die Veröffentlichung scheiterte allerdings am Veto von Steve Walshs Plattenfirma. So kann man in den Bonustiteln eine alternative Version des Liedes mit John Perry als Sänger hören. Dessen Gesang passte jedoch nicht so perfekt zur Stimmung des Liedes, sodass auf eine Singleauskopplung vollständig verzichtet wurde.

Der nächste Titel der Platte, „Carry On Up The Vicarage” hat es dann gleich in sich. Hier gibt es neben der „normalen“ Gesangsspur, auf der man Steve Hackett singen hört, zwei weitere Gesangsspuren, auf der die Stimme des Musikers verfremdet wurde. Das Lied startet zunächst mit Spieluhr- und Grammophonklängen, bis schließlich ein Duettgesang erklingt. Eine Stimme wird dabei etwas zu schnell abgespielt, sodass sie ein bisschen erhöht wird und an einen Zwerg erinnert (wie bei „The Laughing Gnome“ von David Bowie). Die zweite Gesangsstimme wird dagegen ein wenig zu langsam abgespielt, wodurch sie tiefer erscheint und sehr gut zu einem Riesen passen würde. Beim Hören des Stückes findet man das entweder bescheuert oder aber witzig, wobei ich mich ganz klar zur letzten Fraktion zähle. Klasse Idee. Das Lied hat dabei eine tolle Melodie und gehört für mich zu den Highlights des Albums, da ich so etwas, in dieser Kombination, auch sonst noch nie gehört habe.

Das nächste Stück, „Racing In A“ ist eine Rocknummer mit progressiven Ansätzen, bei der sich abermals Steve Walsh für den Gesang auszeichnet. Das Lied ist sicher nicht schlecht, will allerdings trotzdem nicht so richtig zünden. Richtig gut wird die Nummer allerdings nach knapp vier Minuten, wenn sie zu einem reinen, akustischen Gitarrensolo wird. Hier kann Steve Hackett sein ganzes Können an der Gitarre einbringen. Wunderbar schwebend und sphärisch ist dann, die sich anschließende, Instrumentalnummer „Kim“. Die Querflöte im Duett mit der Gitarre hört sich einfach nur klasse an.

Und schon folgt das nächste Highlight des Albums. „How Can I?“, gesungen von Richie Havens. Das Lied ist ein wunderschönes, fließendes Stück, das perfekt arrangiert, zum sentimentalen oder melancholischen Schwelgen einlädt. Richtig gut gemacht.

Nun, dann folgt er, der Stilbruch. „Hoping Love Will Last“ ist nicht nur ein etwas schleimig wirkender Titel für ein Lied, der restliche Text passt sich dem auch noch perfekt an. Man hört Randy Crawford diese Soulnummer singen. Und was bei Pink Floyd’s „A Great Gig In The Sky“ wunderbar funktionierte, funktioniert hier in keinster Weise. Das Stück wirkt wie ein Fremdkörper auf der Platte. Fließend geht diese Nummer schließlich in den nächsten Track „Land Of A Thousand Autumns“ über. Eine kurze Instrumentaleinlage, die vor allem eines schafft: Sphäre.

Es schließt sich der Titeltrack „Please Don`t Touch“ an. Eine progressive Rocknummer, die laut Booklet am besten ganz laut und mit möglichst viel Höhen und Bass gehört werden sollte. So viel Bass, wie die Anlage hergibt. Und auf diesen drei Minuten und neununddreißig Sekunden wird dem Hörer nun alles geboten, was das Progger-Herz höher schlagen lässt. Stimmungs- und Rhythmuswechsel, treibende und ruhigere Passagen - und schräge Töne. Auf die sehr melodischen Abschnitte, die sonst auch häufig ihren Part in progressiven Rockstücken eingeräumt bekommen, muss der Zuhörer allerdings verzichten.

Es folgen noch zwei weitere Höhepunkte der CD. Zum einen ist da „The Voice Of NECAM“, das dritte Instrumentalstück hintereinander - und ein Stück, was in dem Zusammenspiel Computer – Gitarre unglaublich viel Atmosphäre schafft. Beschlossen wird das ursprüngliche Album schließlich durch den Track „Icarus Ascending”, gesungen wieder von Richie Havens. Ein wahrlich würdiger Abschluss. Eine schöne Melodie und eine Instrumentierung, die zum Teil bombastische Züge aufweist. Das ganze Album klingt so auf einem sehr breiten und dichten Klangteppich aus.

Blieben noch die drei Bonustitel der 2005 remasterten Version des Albums. Zunächst ist da „Narnia“, gesungen von John Perry. Wie oben bereits erwähnt, fiel diese Version durch und wurde keine Singleauskopplung. Mir selbst gefällt die Steve Walsh Version ebenfalls besser, allerdings kenne ich diese auch schon sehr viel länger. „Land Of A Thousand Autumns / Please Don't Touch” ist dann eine Live-Version. Und schließlich gibt es noch eine alternative Version von “Narnia”, dieses Mal wieder mit Steve Walsh am Gesang. Diese Version unterscheidet sich allerdings nur im Ausklang des Liedes, welcher hier ein wenig länger ist als beim Original.

Fazit: Für mich ganz klar das beste Steve Hackett Album. Tolle Titel gibt es hier zu hören und sehr viel weniger Mittelmaß. Und mit dem „Soulausschlag nach unten“ bei „Hoping Love Will Last“ kann vielleicht nur ich nichts anfangen. Sonst macht die Scheibe einfach Spaß, elf Punkte.

Anspieltipps: Carry On Up The Vicarage, Kim, How Can I?