Donnerstag, 6. Oktober 2011

Tori Amos – Night Of Hunters

 


Tori Amos – Night Of Hunters


Besetzung:

Tori Amos – vocals, piano


Gastmusiker:

Laura Lucas – flute
Nigel Shore – oboe, english horn
Andreas Ottensamer – clarinet
Peter Whelan – bassoon
Nataschya Hawley – vocals
Apollon Musagète Quartet – strings
Luke Whitehead – contra bassoon
Piotr Skweres – cello
Pavel Zalejski – violin
Bartosz Zachlod – violin
Kelsey Dobyns – vocals


Label: Deutsche Grammophon


Erscheinungsdatum: September 2011


Stil: gesungene Klassik


Trackliste:

1. Shattering Sea (5:41)
2. Snowblind (3:16)
3. Battle Of Trees (8:46)
4. Fearlessness (6:34)
5. Cactus Practice (4:29)
6. Star Whisperer (9:54)
7. Job’s Coffin (3:33)
8. Nautical Twilight (3:20)
9. Your Ghost (5:41)
10. Edge Of The Mmoon (4:54)
11. The Chase (3:03)
12. Night Of Hunters (5:34)
13. Seven Sisters (2:46)
14. Carry (4:07)

Gesamtspieldauer: 1:11:39




Nun, was soll man von diesem neuesten Werk Tori Amos‘ halten? Das fängt schon mit dem Cover an, welches lediglich vom Selbstvertrauen der Künstlerin zeugt. Auf der CD befinden sich dann Werke von Satie, Granados, Chopin, Schubert, Mendelssohn, Schumann, Bach, Mussorgsky, Debussy und und und. Klassische Musik, durch die sich Tori Amos inspirieren ließ. Stücke, die sie variierte und so zu ihren ganz eigenen Werken formatierte. Auf der Platte gibt es kein Schlagzeug und keine E-Gitarre, allerdings steht der Bösendorfer Flügel sowie der Gesang Tori Amos‘ wieder im Zentrum jeder einzelnen Nummer. Und genau das wird denjenigen unter den Hörern gefallen, die sich eine Tori Amos „back to the roots“ gewünscht haben. Auf „Night Of Hunters“ hat es sich ausgepoppt!

Ich gebe es zu, ich tue mich sehr schwer mit verpoppter Klassik. Aber genau das ist hier auf diesem Album nicht passiert. Jedes Stück wirkt so, als ob es im „Hier und Jetzt“, also im 21. Jahrhundert geschrieben worden wäre. Nichts deutet darauf hin, dass der musikalische Ursprung vieler Titel schon mehrere hundert Jahre auf dem Buckel hat. Alles wirkt wie eine Einheit, Tori Amos hat es geschafft, diese Stücke zu ihren Liedern zu machen.

Kein Lied auf der Platte wirkt bombastisch, wie man es vielleicht bei einer klassischen Instrumentierung erwarten würde. Nein, alle Instrumente halten sich dezent im Hintergrund, um der Stimme Tori Amos‘ genug Entfaltungsmöglichkeiten einzuräumen. Vielleicht liegt aber auch gerade in diesem Umstand eine Schwäche der Platte: Die Titel ähneln sich irgendwie. Unterscheiden kann man die Lieder am ehesten, wenn Tori Amos‘ Tochter Natashya Hawley mitsingt. Das ist bei insgesamt vier Titeln der Fall. Zur Zeit der Aufnahme war Natashya zehn Jahre alt – und das hört man auch. Sie übernimmt in diesen vier Nummern die Rolle der Anabelle, einer Göttin, die die Stücke konzeptionell verbindet und in Form einer Gans oder eines Fuchses erscheint. Auf dem Titellied „Night Of Hunters“ wird Tori Amos gesanglich noch durch eine weitere Verwandte unterstützt: Kelsey Dobyns, ihre Nichte, die ihre Sache klasse macht.

Ich wüsste nicht, womit ich dieses Album vergleichen könnte. Die Musik ist sanft, melodiös, beruhigend, melancholisch, sentimental und oftmals auch wunderschön. Schwierig wird es, wenn man die Platte so nebenbei hören möchte, dann bleibt nicht allzu viel hängen. Aber im Herbst, wenn es draußen stürmt und regnet und man es sich kuschelig gemacht hat, entspannen und die Seele baumeln lassen möchte und vielleicht gerade selbst ein wenig melancholisch drauf ist, dann entfacht die Platte ihre Stärke. Also her mit den Herbststürmen und den Taschentüchern…

Fazit: Wer ruhige, getragene Musik mag und auf die Tori Amos zu Beginn ihrer Karriere steht, der wird dieses Album mögen. Mir gefällt es auch – auch weil ich Vergleichbares in dieser Konsequenz bisher noch nicht so gehört habe. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Shattering Sea, Fearlessness, Job’s Coffin, Edge Of The Moon, Seven Sisters