Donnerstag, 16. Juni 2011

Pink Floyd – Wish You Were Here




Pink Floyd – Wish You Were Here


Besetzung:

David Gilmour – guitar, vocals
Nick Mason – drums, percussion
Roger Waters – bass, vocals
Richard Wright – keyboards, vocals


Label: EMI


Erscheinungsdatum: September 1975


Stil: Progressive Rock


Trackliste

1. Shine On You Crazy Diamond, Part I (13:31)
2. Welcome To The Machine (7:27)
3. Have A Cigar (5:08)
4. Wish You Were Here (5:40)
5. Shine On You Crazy Diamond, Part II (12:23)



Nun, wie beginnt man eine Rezension zu einer Platte, von der man überzeugt ist, dass sie mit das Beste ist, was die Rockgeschichte jemals hervorgebracht hat. Schwierig. Aber ich versuche es mal: „Wish You Were Here“ ist mit das Beste, was die Rockgeschichte jemals hervorgebracht hat (Na bitte, geht doch!). Wenn es eine Platte schafft, Atmosphäre zu schaffen, dann ist es eben jenes „Wish You Were Here“-Album von Pink Floyd. Und dies gilt gleichermaßen für die Musik, wie für den Text. Ein absolutes Meisterwerk, dem es an nichts fehlt.

Schon einen solchen Beginn, mit diesem schwebenden Keyboardsounds, hat man sonst so noch nie gehört. Ganz langsam steigert sich dieses „Shine On You Crazy Diamond“. Als zweites setzt dann Gilmours herrliches Gitarrenspiel ein, bis auch der Bass und das Schlagzeug zu diesem Klanggebilde dazustoßen. Bei 8:40 beginnt schließlich Waters Gesang. Das Lied ist dem ehemaligen Bandmitglied Syd Barrett gewidmet, der noch auf der ersten Plattte „The Piper At The Gates Of Dawn“ die meisten Songs geschrieben hatte und auch auf dem zweiten Album noch mit einem Track vertreten war. Doch wegen des, bei ihm zu üppigen Drogenmissbrauchs, der sowohl Ausfälle auf der Bühne wie im Studio verursachte, wurde er endgültig durch David Gilmour ersetzt. Dieser fungierte bereits als „Syd-Barrett-Back-Up“ bei den Auftritten der Band zur damaligen Zeit. Und so lauten die ersten Zeilen des Liedes treffenderweise: „Remember when you were young, you shone like a sun, shine on you crazy diamond. Now there’s a look in your eyes, like black holes in the sky, shine on you crazy diamond.” “Shine On Your Crazy Diamond, Part I und II” sind zwei absolut dichte, atmosphärische und schwebende Stücke, die von ihrer Stimmung leben. Beide Nummern umrahmen das ganze Album, da sie sowohl den ersten, wie den letzten Track darstellen.

Hatte auf „Shine On You Crazy Diamond“ noch hauptsächlich Waters den Gesangspart übernommen, so hört man auf „Welcome To The Machine” David Gilmour die Lead Vocals singen. In dem Lied rechnen die vier Briten mit der Musikindustrie ab „Welcome my son. Welcome to the machine.“ und versuchen auszudrücken, wie man sich in dieser Tretmühle fühlt. Witzig dabei auch die Textzeile: “You bought a guitar, to punish your Ma. And you didn’t like school, and you know you’re nobody’s fool.” Die Musik lebt dabei von den “Maschinengeräuschen” und dem dichten Keyboardsound Wrights in Verbindung mit Gilmours Gitarre. Das Lied verbreitet eine eindrucksvolle Stimmung und gehört mit Sicherheit zu den besten Nummern, die, in diesem Fall Roger Waters, jemals geschrieben hat. Einfach perfekt.

Und weiter geht es mit dem Abrechnen. Auf “Have A Cigar”, dem „härtesten“ Stück auf der Platte, übernimmt Roy Harper die Vocals. Dies lag in dem Umstand begründet, da sich weder Gilmour noch Waters noch Wright zutrauten, das Lied auch gesanglich umzusetzen. Im Nachhinein übrigens sehr zum Leidwesen Waters, der Roy Harper auch die Aufnahme in die Credits verweigerte. In dem Lied geht es um einen fiktiven Managerdialog und auch in diesem Stück findet sich wieder ein ordentliches Maß an Ironie. So singt dieser Manager: “The band is just fantastic, that is really what I think. Oh by the way, which one is Pink?“, da er neben einem „Floyd“ auch einen „Pink“ in der Bandbesetzung vermutete.

Und dann kommt natürlich noch der Klassiker, das Titellied „Wish You Were Here“, welches ebenfalls dem nicht mehr beteiligten Syd Barrett gewidmet ist. Beim ersten Hören der Platte, hatte ich noch die Vermutung, dass sich darauf zu Beginn des Liedes eine Fehlpressung eingeschlichen hätte, bis ich bemerkte, dass das schon mit Absicht so gemacht wurde. Sicherlich eines der bekanntesten Lieder von Pink Floyd, unglaublich melancholisch und eines der wenigen Stücke der Engländer, die es bis zur „Lagerfeuergitarre“ geschafft haben.

Dieses Album hat keinerlei Schwächen. Am besten genießt man es mit Kopfhörern auf den Ohren, ganz bequem auf dem Sofa. Es ist ein Meisterwerk geworden, was uns Waters, Wright, Gilmour und Mason da präsentieren. Am Rande passt dann auch noch diese kleine Geschichte dazu: Als die vier das Album in den Abbey Road Studios einspielten, bemerkte Nick Mason einen „großen und fetten Kerl, er sich die Haare hatte kahlscheren lassen“ im Regieraum des Studios. Er vermutete in ihm einen Kumpel der Regieangestellten. Doch erst David Gilmour konnte ihn dann darüber aufklären, dass es sich bei dieser Person um keinen geringeren als Syd Barrett handelte, der sich inzwischen äußerlich, vollständig verändert hatte. Und das nicht nur wegen der 40 Kilo mehr an Körpergewicht (nachzulesen in „Inside Out, Mein persönliches Portrait von Pink Floyd“ von Nick Mason).

Fazit: Wer dieses Album nicht kennt, hat absolut etwas verpasst. „Wish You Were Here“ ist ein Meilenstein der Rockmusikgeschichte und sollte in keinem CD-Regal fehlen. Unbedingte Kaufempfehlung und natürlich 15 Punkte.

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